654Lang ersehnt nach dunkler Zeit,
warten wir auf Wintersende,
wann kommt endlich doch die Wende,
und der Frühling macht sich breit? Heute spürt man zaghaft Zeichen,
so als könnte es gelingen,
endlich wird der Lenz uns bringen,
Licht und Wärme,
Frost muss weichen. Buntspecht, Rotkehlchen und Spatz,
flattern aufgeregt ums Haus,
Schneeglöckchen blinzeln heraus,
an dem kleinen Futterplatz. Draußen um die Mittagszeit,
wenn mit Kraft die Sonne lacht,
die Natur ganz sanft erwacht, bald,
schon bald, ist es soweit.
©Margareta Bouillon-Adams 2011
Warten auf den Frühling
654 Audio der Frühling
655
Das vergessene Christkind
Es schmerzt, das muss ich ehrlich sagen,
in den vorweihnachtlichen Tagen, schau ich mir abends dann und wann,
mal eine schöne Sendung an, da sieht man nur noch – hört genau,
den Weihnachtsmann – nicht Weihnachtsfrau! Dies kann ich wirklich nicht versteh`n,
„Denk euch ich habe das Christkind geseh`n, so hieß es früher in Gedichten,
gar viele konnten noch berichten, vom Deutschen Christkind – hell und schön,
wir werden`s wohl nie wieder seh`n. Verdrängt seit Jahren immer mehr,
vom Weihnachtsmann – das schmerzt mich sehr. Er steht im Garten, blinkt am Dach,
lacht laut ho,ho, und macht nur Krach, wippt auf `nem Skateboard schnell durch`s Haus,
auf Knopfdruck geht er wieder aus. Und mancher hat, weil es so sei,
das Rentier Rudolph noch dabei. Ich fürchte in geraumer Zeit,
dann ist vorbei die Herrlichkeit. Vorbei Knecht Ruprecht, Himmeltor,
vorbei das Christkind, Engelschor, die Deutsche Weihnacht – umgewandt,
denn Santa Claus ist längst im Land. Bei mir jedoch, das wär gelacht,
kommt`s Christkind in der Heil`gen Nacht, so wie es schon bei Oma war,
mit weißem Kleid und goldenem Haar, und Santa Claus – ich sag es gleich,
bleibt besser über`m Großen Teich, denn Kitsch und Rummel – bitte sehr,
gehört nun wirklich nicht hierher. ©Margareta Bouillon-Adams Dezember 2010Das vergessene Christkind
655NULL
656Advent om Land Medahohe Schneeturmwand, Fußspurä von Hous zu Hous, on die Landa enn da Hand, läicht äm koum dä Hämwäh ous. Nass on kalt vom Schlieräfahrä, on dä Gäiz schon enn da Hand, ach die Nobaschkenna waarä, rotfafrohr wai hämgerannt. Dichde Floggeheade setzä, off dem Gaadezoun ous Holz, äiskrisstallne Blume bletze, funkelnd, selvarisch on stolz. Enn da Kisch on iwwaall, ess ä Brotabbelgeruch, on dä Niggeloos kemmt ball, hoffentlich brengt ä genuch. Engelscha genn offgestellt, hell dat easchde Kerzje brennt, Ruh läit off dea Wendawelt, < hämlisch ess die Zait – Advent. ©Margareta Bouillon-AdamsAdvent om Land
656NULL
657NULLAudio - November
657Nowemba Well danze wai die lätschde Blärra,
durich kahle Flurä hergetriev,
nasskalt, läischt froschdisch wead dat Werra,
nua ä paa Asträ senn gebliev. Of Dooregräwa dicht an dicht,
stehn Troualichda näwä Hääd,
vill schwächa wead dat Sonnelicht,
mescht Platz foa die Vagänglichkät. Die Newel staije off on walle,
lout brausend zieht dä Sturm umhea,
dä easchde Schnee fängt aan zu falle,
Spillplatz on Strôße blaiwe lea. ©Margareta Bouillon-Adams, November 2010 Wild tanzen jetzt die letzten Blätter, durch kahle Flure hergetrieben, nasskalt, leicht frostig wird das Wetter, nur ein paar Astern sind geblieben. Auf Totengräbern dich an dicht, stehn Trauerlichter aufgereiht, viel schwächer wird das Sonnenlicht, macht Platz für die Vergänglichkeit. Die Nebel steigen auf und wallen, laut brausend zieht der Sturm umher, der erste Schnee fängt an zu fallen, Spielplatz und Straßen bleiben leer. ©Margareta Bouillon-AdamsNowemba/November
658NULLHerbstgedicht Audio
658Die Krombare genn ousgedoo,
on dann die String vabrannt,
dä Härrbschd hat alles no on no,
enn saina bonda Hand. Dä Hawa ess schon abgemäht,
paa Halme senn gebliev,
et Wendakoa ess ousgesät,
frieh morjens ess et trief. Die Raawä schraije off dem Flua,
om gääle Stobbelstegg,
flieht hoch ä Drache an da Schnua,
zieht Kräse, kemmt seregg. Om Diarästään steht hie on do
ä Rommläbozgesicht,
geschnetzt ganz gruselisch on schroo,
mem Kerzje jenn als Licht. Die Spenne hann off lila Hääd,
die Netze scheen gespannt,
dä Wald treht wai dat scheenschde Klääd,
dä Härrbschd ess längscht emm Land.
© Margareta Bouillon-Adams, September 2010
Härrbschd
658Schöner kann ein Tag nicht sein, golden heller Sonnenschein, über Wald und Feld. Wunderbunter Blätterwald, kahl wirst du - und das schon bald, noch erstrahlt die Welt. Sturm läßt nun die Blätter treiben, bis sie endlich liegenbleiben, geld und braun und rot. Taumeln, gaukeln, werden Laub, und zerstieben, weden Staub, letztlich folgt der Tod. Stoppelfelder voller Lachen, Kinder halten bunte Drachen, an der langen Schnur. Einer steigt ganz hoch und weiter, schlägt als Himmelswolkenreiter, Saltos mit Bravour. Gut schmeckt`s am Kartoffelfeuer, eine reiche Ernte heuer, auch an Obst und Wein. Kurze Zeit noch zum Vollenden, bald schon wird sich alles wenden, die Natur schläft ein. ©Margareta Bouillon-Adams Herbsttag
659NULLImbiaschmier - audio
659Imbieaschmiea (Himbeermarmelade) Imbiearä wa äisch bräsche,
dat wa mol ään fäin Sach,
hann an nem kläne Hecksche,
et Kesselscha voll gemach. Wat hann die ä Aroma,
wai hann äich Imbieaschmiea,
die kriesch de nett zu kaawe,
die gefft et nua bei mia. Dick troff geschmieat offt Keeaschdschä,
jo dat schmackt jerem guud,
do lacht dat ganze Herzje,
do lacht jo die ganz Schnuud. ©Margareta Bouillon-Adams Himbeeren war ich pflücken, die haben mich angelacht, hab an`nem kleinen Heckchen, mein Kesselchen voll gemacht. Was haben die Aroma, Gelee hab ich jetzt hier, das gibt es nicht zu kaufen, das gibt es nur bei mir. Dick drauf geschmiert aufs Brötchen, das schmeckt und ist gesund, da lacht ganz laut das Herze, da lacht der ganze Mund. ©Margareta Bouillon-AdamsImbieaschmiea (Himbeermarmelade)
660NULLAudio - Mai
660Äisch hugge mied off meina Bank,
am alde Keaschäbaam,
äisch wa spazeare durich dä Hank,
dä Owend ess noch waam. Näischt heat ma ous emm Dorf wai mee,
die Arwet ess gedoo,
wie es dat lo denowend schee,
gemietlich ess et lo. Et blieht so alles wonnaba,
onn enn dea warma Loft,
ess ä Gezwitscha on soga,
riecht et no Maiädoft.
© Margareta Bouillon-Adams, Mai 2010]Mai
660Verschiedene Gesänge, die traten an mein Ohr, der Garten ist die Bühne, für rings den Vogelchor. Hell zwitschernd und tief gurrend, ist hier ein Stelldichein, von lustigen Gesellen, am grünen Waldeshain. Der Frühling füllt das Leben, bis sanft der Tag sich neigt, allmählich dann im Garten, der Chor der Vögel schweigt. ©Margareta Bouillon-AdamsKonzert im Garten
661 Et es so wäit So langsam hat ent doch geschafft,
no all däa Wendazäit,
hat all sein Kräfte offgerafft,
dä lätschde Froscht noch foatgeschafft,
endlich es et so wäit. Dä Oschdahas wa aach schon do,
obwohl die Wisse fäischt,
die kleene Kenna ware froh,
suchde die Aja lo on lo,
dat Werra mescht do näischt. Voam Hous noch alles batschisch läit,
doch dut sich wat em Gaade,
et es wai wirklich aan da Zäit,
de Lenz es do - et es so wäit,
lang muschde mia ach wade. ©Margareta Bouillon-Adams 2010Et es so wäit
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661 Et es so wäit
662
662Ein kleines Dorf auf Hochwaldshöh’n,
ganz zwischen Wald versteckt,
und willst du es dir nah’ beseh’n,
bergauf du hast’s entdeckt. So manches Häuschen schmucklos klein,
siehst du am Bergeshang -
der Weg so steinig und so steil,
er hemmt den raschen Gang. Ein Kirchlein in der Mitte steht
von frommem Fleiß erbaut,
das Glöcklein mahnet zum Gebet
an jedem Tage laut. Die Leute die man finden mag,
sie kennen Freud und Sang,
ums Brot sie werken Tag für Tag
ein hartes Leben lang. Die Luft ist rein,
der Wald so schön
die Menschen frohgemut,
bleib hier auf unsres Bergeshöh’n,
es lebt sich hier wohl gut. Und dieses Dörfchen arm doch rein,
so klein und unbekannt,
es ist das Heimatdörfchen mein -
Damflos wird es genannt. [von Lehrerin Berta Poetz, gedichtet um 1930] Die Noten zum Lied kann man sich hier herunterladenEin kleines Dorf auf Hochwaldshöh'n
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662
Volkslied-Melodie: "Das schönste Blümlein auf der Welt"
Arrangement: Martin Thömmes / Projektchor Damflos
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663
Fastnachtsumzug
(von Margret Bouillon-Adams)
Fröhlich schunkeln Clown und Katzen,
neben einer Blumenfee,
Tiger geben sich die Tatzen,
und ein Spanier ruft: Ole!
Aus dem Orient gekommen,
sieht man Scheichs ganz weiß verhüllt,
Engel flattern wie benommen,
und ein großer Löwe brüllt.
Eine Eskimokapelle,
spielt schön auf im Sonnenschein,
auf `nem Schiff auf einer Welle,
sind Piraten, groß und klein.
Bonbons fliegen auf die Menge,
treffen Kinder, Mann und Frau,
Prinzengarden, ein Gedränge,
alles feiert, ruft: HELAU!
©Margareta Bouillon-Adams
663NULL
666
| Erzähler | Ein paar Tage später. Peter und Heinrich sind bei der Arbeit in ihrer kleinen Nagelschmiede . In der Mitte des Raumes steht die Esse. Das Feuer prasselt und Heinrich legt noch neue Holzkohle auf. Links und rechts von der Esse stehen je zwei Ambosse. Auf und unter den Eisentischen an der Wand liegen Bündel von unterschiedlich dicken Eisenstäben. Peter ist gerade dabei einen Eisenstab im Feuer glühend heiß werden zu lassen. |
| Peter | Heinrich gib noch mehr Glut. |
| Erzähler | Heinricht betätigt den Blasebalg und es rauscht heftig im aufglühenden Holzkohlefeuer. |
| Peter | Ja, so ist es gut. |
| Erzähler | Und er hält den Eisenstab noch weiter in das Feuer. Dann legt er ihn auf den Amboss, schlägt ein Stück von dem Stab ab und haut es in das Nageleisen um mit dem Hammer den Nagelkopf zu schmieden. Das wiederholt er solange bis aus dem Eisenstab lauter Nägel geworden sind. |
| Peter | Heinrich, das Feuer ist jetzt gut. Komm jetzt, wir müssen heute noch die 2000 Nägel fertig bekommen. |
| Erzähler | Heinrich geht zu seinem Amboss, nimmt sich einen glühenden Eisenstab und mit flinken Hammerschlägen werden daraus etwa 15cm lange Nägel. |
| Heinrich | Sag mal Peter. Im Dorf erzählt man, Du willst auch nach Amerika auswandern. |
| Peter | Ach ja, von wem hast Du das? |
| Heinrich | Der Christian hat mich gestern gefragt. |
| Peter | So so der Christian. |
| Heinrich | Ja, er hat gesagt Du hättest es letztens beim Hannes erzählt. |
| Peter | Ach Blödsinn. Was soll ich denn in Amerika. Ich bin ja nun nicht mehr so jung wie unser Johannes. Und außerdem wie soll ich das anstellen, mit Frau und sechs Kindern. |
| Heinrich | Also stimmt es nicht? |
| Peter | Na ja, wenn ich zehn Jahre jünger wär.. |
| Heinrich | Also doch |
| Peter |
Ach komm hör jetzt auf damit. Machen wir unsere Arbeit, die muss heute noch fertig werden. Gib mir mal den anderen Hammer von da drüben.
|
| Heinrich |
Eigentlich müsste ja bald mal ein Lebenszeichen von Johannes kommen. Ich bin ja mal gespannt wie es ihm dort in Amerika jetzt geht. Montags kommt doch immer die Postkutsche. Vielleicht ist heute etwas dabei.
|
| Peter | Ja, das könnte gut sein. |
| Erzähler | Peter und Johannes setzen ihre Arbeit fort. Der kleine Karl, Peters Sohn kommt in die Schmiede |
| Karl | Papa? |
| Peter | Ja, was ist Karl.? |
| Karl | Die Mama hat gesagt ich soll Euch rufen. Das Essen ist fertig. |
| Heinrich |
Haben wir schon wieder Mittag? Ich hab’ aber auch schon mächtig Kohldampf.
|
| Peter | Karl. Lauf wieder in die Küche zu Oma und Mama und sag wir kommen gleich. |
| Karl | Ja gut. |
| Erzähler |
Der Kleine rennt wieder durch die offene Tür zur Schmiede hinaus. Peter und Heinreich mache noch die angefangenen Nägel fertig und legen dann die Zange und den Hammer neben den Amboss. Sie hängen ihre Lederschürze an den Haken an der Wand und verlassen die Schmiede.
|
666Szenenbeschreibung: Die Familie Muno mit Peter, Anna, Heinrich, Margret, Oma Elisabeth und die Kinder betreten die Bühne.
Peter und Heinrich in der Nagelschmiede, Anna, Margreth und Oma Elisabeth in der Küchenstube.Szene 2
666NULLSzene 2
667
| Erzähler | In der Küchenstube sind Oma Elisabeth und Anna die Frau von Peter. Oma sitzt auf einem Lehnstuhl nahe beim Holzofen und stopft Löcher an einer Hose . Anna steht am Herd und rührt die Kartoffelsuppe in dem großen Topf um. Die Küchenstube ist das größte Zimmer im Haus. In der Mitte steht ein langer einfacher Holztisch. Links und rechts vom Tisch sind vier blanke Holzbänke an den Kopfenden sind jeweils zwei Holzstühle. An der Wand gegenüber dem Herd steht ein Schrank aus Fichtenbrettern und daneben eine kleineres Schränkchen. In der Stube sind zwei Türen. Eine geht direkt nach draußen zur Strasse, die andere in den Stall. Im Stall steht eine Kuh. Aus einem kleinen Verschlag hört man das grunzen von drei Schweinen. Fünfzehn Hühner gehören auch noch zum Viehbestand, sowie ein Pferd im Holzverschlag hinterm Haus. Die jüngste Tochter von Peter und Anna, sie ist gerade mal 7 Monate alt, schläft in einem großen Weidenkorb der auf einem kleinen Tischchen in der Ecke neben dem Herd steht. Peters dreijährige Tochter Gretchen spielt mit ihren Cousins Pittchen und Christian, die drei und zwei Jahre alt sind. Sie bauen vor dem Küchenschrank Türme aus Holzstückchen. Der kleine Karl kommt gerade zur Stubentür rein. |
| Anna | Karl mach doch die Tür wieder zu, es wird doch kalt. |
| Karl (Kind) | Karl drückt die Holztür zu. |
| Anna | Hast Du Papa und Onkel Heinrich bescheid gesagt? |
| Karl (Kind) | Ja. Ich soll sagen sie kommen gleich. |
| Erzähler | Karl läuft rüber zu den drei Kleinen und nimmt ein Holzklötzchen, mit dem die drei gerade spielen, in die Hand. |
| Margarethe (Kind) | (kreischend) das gehört mir |
| Oma | Karl, gib ihr das wieder zurück |
| Erzähler | Die anderen drei größeren Kinder Heinrich 13, Maria 9 und Johann 7 stürmen zur Tür herein. |
| Anna | Heeeh! langsam ihr drei. Wie war es denn heute in der Schule? |
| Johann (Kind) | Ich habe heute einen weiteren Buchstaben gelernt Das O. So wie Oma (und lacht) |
| Maria (Kind) | Der Lehrer hat uns eine Karte von Amerika gezeigt. Das ist vielleicht groß! Größer noch als Damflos und Züsch zusammen. Und gaanz weit weg.
|
| Heinrich (Kind) | Du hast doch keine Ahnung. Das ist noch viel viel größer. Und zwischen uns und Amerika liegt ein ganz großes Meer. Der Atlantik. |
| Oma | Was ihr so alles jetzt in der Schule lernt. Lernt ihr auch wenigstens noch etwas praktisches. Wie man Löcher in der Hose stopft und die Hühner füttert? |
| Anna | Aach Oma! |
| Oma | Ist doch wahr! Und Amerika! Da laufen sie jetzt alle hin. Muss das denn sein? |
| Erzähler | Peter und Heinrich kommen in die Stube und setzen sich auf einen Stuhl an den Kopfenden des Tisches. |
| Peter | Na Anna was hast Du uns denn gutes gekocht? |
| Anna | Etwas ganz leckeres. Katoffelsuppe und Brot gibt es. |
| Johann (Kind) | Schon wieder Kartoffelsuppe!! |
| Anna |
Maria! Holst mal noch die Löffel aus der Schrankschublade! Ich würde ja gerne noch ein Stück Fleisch dazu machen, aber das gibt es erst wieder am Sonntag. Etwas besseres kann ich Euch heute nicht anbieten.
|
| Peter | Schon gut. Nächste Woche werden wir ein Schwein schlachten. |
| Heinrich (Kind) | Darf ich dann beim Wurstmachen helfen? |
| Peter |
Ja. Dass will ich doch hoffen. Da wird die ganze Familie helfen. Iss jetzt Deine Suppe.
|
| Heinrich | Wo ist denn meine Frau die Margret? |
| Oma | Die ist vor einer halben Stunde zum Platz wo die Postkutsche hinkommt. |
| Heinrich | Dann müsste sie ja gleich wieder zurück sein. |
| Erzähler | Anna fängt schon einmal an, die Kartoffelsuppe in die Teller zu füllen. |
| Anna |
Was ist mit Euch dreien da hinten. Wollt ihr nicht an den Tisch? Jetzt aber flott.
|
| Erzähler |
Die Kinder lassen ihre Holzklötzchen fallen und krabbeln auf die Bank Die Tür geht auf und Margret kommt in die Stube. Sie hat einen Umschlag in der Hand und wirkt ganz aufgeregt.
|
| Margret | Was glaubt ihr was heute mit der Post gekommen ist? |
| Heinrich | Komm erst mal rein und setze dich mal erst hierhin. |
| Margret | (Schwenkt mit dem Umschlag) Der kommt von ganz weit her. |
| Peter | Jetzt mach es nicht so spannend. Ist er von Johannes? |
| Heinrich | Wirklich? Zeig mal her. Mutter! Der Johannes hat aus Amerika geschrieben! |
| Oma |
Mein Junge! Warum musste er soweit von uns weg? Margret lies doch mal vor was er schreibt. Ich hab’ das lesen ja nicht gelernt.
|
| Erzähler | Margret nimmt ein Messer vom Tisch und öffnet den Umschlag. |
| Peter | Wo kommt der Brief denn genau her? Schau mal auf den Umschlag. |
| Erzähler | Margret dreht den Umschlag um und liest |
| Margret | Auf dem Stempel steht -- I -LL_I_NO_IS |
| Maria (Kind) | Illinois! So etwas hat der Lehrer heute auch gesagt. Er hat es auf der Karte gezeigt. Das war ganz oben auf der Karte |
| Peter | Gut Maria. Da hast Du aber gut aufgepasst. Na dann lies mal vor Margret |
| Erzähler | Margret nimmt einen Bogen Papier aus dem Umschlag und faltet ihn auf. Dann beginnt sie zu lesen. |
| Margret | Also ich lese jetzt vor |
| Heinrich | Ja, ja jetzt mach doch schon |
| Margret | Also
Liebe Mutter Liebe Geschwister und alle ihr Lieben zu Hause Wir sind nun seit drei Wochen in der neuen Welt – in Amerika. Am 8 Oktober sind wir mit dem Segelclipper „Josephine“ von Antwerpen losgesegelt. Mit auf dem Schiff waren noch viele andere Deutsche. Viele waren aus der Pfalz . Das Meer ist schon sehr groß. Die Wellen haben uns ganz schön durchgeschaukelt. Magdalena war die ersten drei Tage auf See ganz schön seekrank. Aber danach ging es dann wieder. Mir hat das gar nichts ausgemacht. Am 28. Oktober sind wir in New York angekommen und in Castel Garden an Land gegangen. New York ist eine riesige Stadt mit Häusern so hoch wie Berge. Das könnt ihr Euch gar nicht vorstellen. Es sind sehr viele die nach Amerika kommen. Wir waren 2 Wochen lang unterwegs. Wir sind durch ein weites großes Land gefahren. An Feldern vorbei die bis zum Horizont reichen. Ein großer See sind wir gezogen, man hat nennt ihn Michigan See. Ein See so groß wie ein Meer. Es ist alles so viel größer hier als zu Hause in Damflos. Magdalena und ich sind begeistert. Magdalena und ich sind dann mit einem Boot bis zu einer Stadt mit Namen Chicago. Ich habe Arbeit auf einem Bauernhof gefunden, man nennt das dort „Farm“. Die Besitzer sind Deutsche die vor 20 Jahren schon nach Amerika sind. Es ist schön hier. Ich werde mein Geld sparen damit ich mir bald eigenes Land kaufen kann. Es grüßt Euch aus Amerika Euer Euch liebender Johannes mit Frau |
| Anna | Das hört sich sehr gut an. |
| Oma | Da bin ich aber froh dass es meinem Jungen gut geht. |
| Anna | Amerika – weites Land – das würde mich auch mal interessieren |
| Karl (Kind) | Können wir da morgen mal hingehen? |
| Peter | Nun Kinder! Wenn wir nach Amerika gehen würden, das ist so weit weg, dass wir wahrscheinlich nicht mehr nach Damflos zurückkommen würden. |
| Heinrich | Ich hätte auch gar nicht vor wieder zurückzukommen. Ich würde mir in Amerika eine große Farm kaufen und Rinder züchten Und bestimmt keine Eisennägel mehr machen. |
| Peter | Ach Heinrich wovon träumst Du? Wo willst Du das Geld her nehmen um soviel Land zu kaufen. |
| Heinrich | Ich habe beim Hannes in der Zeitung gelesen, dass man sogar Land vom Staat in Amerika fast geschenkt bekommt. Man kann es für ganz wenig Geld kaufen oder wenn man mindestens fünf Jahre das Land bewirtschaften bekommt man es sogar umsonst. |
| Anna | Ist das wahr? Das kann ich gar nicht glauben. |
| Heinrich | Ja. Ich hab’s doch gelesen. |
| Peter | Hat auch dringestanden wo das ist und wie man da dran kommt? |
| Heinrich | Ääh. Nein |
| Peter | Na siehst Du. Ob das wirklich alles so stimmt kannst Du also auch nicht sagen. |
| Anna | Aber wenn das nun doch stimmt? |
| Oma | Jetzt hört doch mal auf mit diesem ganzen Amerika-Geschwätz. Ihr könnt doch nicht alle auf einmal von hier davonlaufen. Jetzt essen wir erstmal was. |
| Peter | Ja Mutter. Essen wir mal was. Wir, Heinrich und ich müssen heute noch die 2000 Nägel fertig machen. Das ist jetzt wichtiger als über Amerika zu phantasieren. |
| Erzähler | Margret steckt den Brief wieder in den Umschlag und legt ihn auf das kleine Schränkchen. Jeder löffelt an seiner Suppe. Aber man spürt, dass das Thema noch lange in ihnen weiterarbeitet. Anna nimmt den Laib Brot und schneidet jedem Kind einen Kanten davon ab. Als Peter und Heinrich ihren Teller geleert haben stehen beide fast gleichzeitig auf. |
| Peter | Komm Heinrich wir haben noch zu tun. |
| Erzähler | Beide gehen aus der Stube und ziehen die Tür hinter sich zu. |
667Szenenbeschreibung: Die Familie sitzt beim Mittagessen zusammen.
Die Kinder erzählen von der Schule. Ein Brief von Johannes aus Amerika ist gekommen.Szene 3
667NULLSzene 3
668
| Erzähler | Heute ist ein großer Tag. Das Schwein, das man seit dem Frühjahr gefüttert und gemästet hat soll geschlachtet werden. Die Sonne scheint, aber es ist kalt an diesem Tag. Aus der Waschküche dampft es nach draußen in die Kälte. Anna legt im Ofen mächtig Holz nach. Auf dem Ofen steht ein großer Kessel mit Wasser. Es dampft . Peter und Heinrich wuchten den großen Schweinetrog vor die Scheune. Eine Leiter steht schon angelehnt an der Hauswand bereit. Der Dorfmetzger Paul kommt gerade auf den Hof. Er zieht einen Handkarren hinter sich her auf dem er allerlei Utensilien verstaut hat. |
| Peter | Guten Morgen Paul |
| Erzähler | Die beiden begrüßen sich mit einem kräftigen Handschlag |
| Paul | Guten Morgen. Habt ihr alles vorbereitet? Trog. Heißes Wasser, Leiter, Töpfe und Schüssel |
| Peter | Du kommst genau richteig. Ja es ist alles parat. Das Wasser ist auch schon heiß. |
| Paul | Dann kann es ja losgehen. |
| Erzähler | Paul packt die Sachen aus seinem Handkarren sorgfältig auf die große Holzbank vor der Scheune. Seile, Messer, Krummholz, Bolzenapparat und einiges mehr. |
| Paul | Das müsste jetzt alle sein. So! Wo haben wir denn das Prachtschwein. |
| Erzähler | Paul nimmt einen Strick und geht mit Peter gemeinsam in den Stall. Im Schweinestall liegen drei Schweine,ein großes und zwei kleinere in einer Ecke. Die Schweine sind ganz ruhig und grunzen als Paul die Tür zum Schweinegatter aufmacht. |
| Paul | Das große ist es? |
| Peter | Ja |
| Erzähler | Paul nimmt den Strick den er in der Hand hält und bindet es dem Schwein an ein Hinterbein. Dann gibt er ihm einen heftigen Klapps, so dass es aufspringt und zum Gatter hinausläuft. Paul hält den Strick fest in der Hand und treibt das Schwein hinaus auf de Hof. Auf dem Hof bindet er den Strick um den dicken Holzbalken vom Scheunentor so dass das Schwein nicht mehr weiterrennen kann. Das Schwein quiekt und macht ein richtiges Spektakel. |
| Paul | Ist das Wasser schon heiß genug? |
| Heinrich | Ja, alles bereit. |
| Paul | Peter gib mir jetzt den Bolzenapparat.und den Hammer |
| Erzähler | Peter reicht ihm das Gerät und den Hammer |
| Paul | Peter. Halte das Schwein jetzt gut fest. |
| Erzähler | Paul setzt den Apparat am Kopf des Schweines an Heinrich reicht ihm denn Hammer. Paul holt zu einem kräftigen Schlag mit dem Hammer aus und das Schwein fällt um. Es ist sofort tot. |
| Paul | Das hätten wir! Jetzt schnell. Bringt mir die Schüsseln. |
| Erzähler | Heinrich kommt mit zwei Schüsseln. Paul lässt nun das Blut des Schweines in die Schüssel laufen. |
| Paul | Daraus machen wir nachher leckere Blutwurst. Ja gut Heinrich. Und immer kräftig rühren. |
| Erzähler | Nachdem die beide großen Schüssel gefüllt sind wird das tote Schwein mit vereinten Kräften in den Trog gelegt. |
| Paul | Sojetzt könnt ihr vorsichtig das heiße Wasser in den Trog füllen. |
| Erzähler | Heinrich und Peter füllen nun mit Eimern das heiße Wasser in den Trog und Paul beginnt mit Schabeisen die Schweineborsten abzuschaben. |
| Paul | Ja, so ist es gut. |
| Erzähler | Diese Arbeit dauert nun eine ganze Weile. Nachdem das Abschaben beendet ist wuchten die drei Männer das Schwein mit vereinten Kräften aus dem Trog auf den bereitgestellten schweren Holztisch. Paul befestigt nun an den Hinterbeinen das Krummholz um das Schwein dann mit Haken an die Leiter zu hängen. |
| Peter | Alle Mann mit anfassen. |
| Erzähler | Mit großer Anstrengung wird das Schwein auf die Leiter gehängt. |
| Peter | Mann o Mann . Das sind gut und gerne 3 Zentner. Jetzt haben wir uns aber einen Schnaps verdient!! |
| Erzähler | Anna kommt mit einer Flasche Schnaps und Gläsern. Peter füllt die Schnapsgläser und alle prosten sich zu. |
| Alle | Prost |
| Peter | Das ist Quetsche-Schnaps. 3 Jahre alt. |
| Henrich | Den haben wir uns auch redlich verdient. |
| Paul | Das muss auch so sein. Zum Schweineschlachten gehört ein guter Schnaps, so wie dieser hier. Einen könnte ich noch vertragen. |
| Erzähler | Peter gießt allen noch mal ein und prosten sich wieder zu. |
| Paul | So ihr Leute. Weiter geht’s. Ich nehme das Schwein jetzt aus |
| Erzähler | Paul nimmt eines seiner bereitgelegten Messer, schärft es noch einmal mit dem Wetzstein nach. Dann setzt er einen großen Schnitt an und nimmt das Schwein aus Er prüft die inneren Organe darauf dass alles in Ordnung ist. Die Gedärme kommen in den Holzbottich und die Inneren Organe hängt er mit einem Haken ebenfalls an die Leiter.. Während Paul seine Arbeit fortsetzt, sind die Frauen in der Waschküche und bereiten die „Wurstküche“ vor... |
| Anna | (Ruft zu den Männern auf dem Hof) Peter ! wir haben alles soweit fertig. Was haltet ihr davon wenn wir jetzt erstmal eine Brotzeit machen. Es ist ja auch schon Mittag. |
| Peter | Ja, das ist eine gute Idee |
| Erzähler |
Das Schwein hängt akkurat an der Leiter. Ein schönes Schwein. Schönes Fleisch. Wunderschöne Koteletts Da wird es dieses Jahr einen leckeren Braten an Weihnachten geben. In der Stube schmiert Oma Elisabeth noch die Schmalzbrote. Margret stellt einen großen Krug selbstgemachten Viez auf den Tisch.
Die Männer kommen rein und setzen sich auf die beiden Bänke am großen Tisch. |
| Peter | Oh. Schmalzbrote. |
| Oma | Dann guten Hunger. Greift zu. |
| Erzähler | Alle greifen nach den Schmalzbroten und.jeder füllt sich den Becher randvoll mit Viez. |
| Heinrich | Ich freue mich schon auf die Wurstsuppe und ein richtiges Kotelett heute Abend. |
| Peter | Ja auf jeden Fall. So ein Schlachttag ist immer etwas besonderes |
| Paul | Nachher machen wir dann Blutwurst und Leberwurst |
| Erzähler | Anna kommt herein |
| Anna | Schmeckts? |
| Alle | Ja |
| Anna | In der Wurstküche ist alles soweit. |
| Peter | Wo sind die Kinder? |
| Anna | Die spielen zusammen in der Kammer |
| Peter | Ja gut. Wenn wir nachher die Wurst machen können sie gerne dabei sein und zusehen. |
| Paul | Deine Schmalzbrote sind einfach die Besten. So wie früher. |
| Oma | Da hättest Du aber mal etwas anderes sagen sollen (lacht) |
| Erzähler | Alle greifen wieder nach den Schmalzbroten |
| --- hier noch ein paar Dialoge --------- | |
| Paul zu Anna und Margret | Während wir nachher das Schwein sauber in Kotelett, Schinken und so weiter teilen könnt ihr schon mal die Därme für die Wurst sauber machen. |
| Anna | Es steht alles bereit. Dann wollen wir.! |
| Erzähler | Alle stehen vom Tisch auf und machen sich an die Arbeit. Den ganzen Nachmittag wurde in der Wurstküche gearbeitet. |
| --- hier noch ein paar Dialoge --------- | |
| Erzähler | Es ist inzwischen Abend geworden Paul packt seine Sachen wieder ein. Blut- und Leberwürste hängen fein säuberlich aufgeeiht auf Stangen. Schinke, Fleisch, Kotelett und die anderen tollen Sachn sind suaber geordnet in den Bottichen. Die Wurstsuppe kocht im großen Topf. In einem anderen Topf ist „Wellfleisch“ |
| Anna | Heinrich bring mir doch die Kasserole |
| Heinrich (Kind) | Wo ist die denn? |
| Anna | Da an der Wand hägt sie doch. |
| Erzähler | Der Junge bringt die Kasserole und Anna füllt Wurstsuppe hinaein. |
| Anna | So Heinrich, die bringst Du jetzt zum Käth nebenann. Und dann kommst Du mit der Kasserole wieder. Der Pidda auf der anderen Seite kriegt auch davon. |
| Anna | Maria! und Du gehst zu den anderen Nachbarn und lädst sie für heute Abend zum Wellfleischessen ein. |
| Maria (Kind) | Ja gut (und läuft los) |
| --- hier noch ein paar Dialoge --------- |
668Szenenbeschreibung: Das Schwein wird geschlachtet.Szene 4
668NULLSzene 4
669
| Erzähler | Es ist Weihnachten in Damflos In der Nacht hat es geschneit und es liegt ein weißer feiner Schneeteppich über den Hügeln des Hochwaldes. Wie in jedem Jahr geht es am Weihnachtsmorgen zur Kirche nach Züsch. Fast das ganze Dorf ist heute Morgen auf den Beinen. Die Uhr in der Stube zeigt kurz nach Acht. Der kleine Weihnachtsbaum steht in der Zimmerecke gegenüber der Eingangstür und ist mit Äpfeln, Haselnüssen, und drei großen Glaskugeln liebevoll geschmückt. Anna schaut aus dem Fenster auf die Straße. Peter hat den Braunen vor den Wagen gespannt und fährt gerade vor die Haustür . Auf dem Wagen hat er Holzkisten als Sitzbänke aufgestellt. |
| Anna | Kinder es ist Zeit, seid ihr fertig. Der Papa kommt schon mit dem Pferdewagen- |
| Erzähler | Peter kommt zur Tür herein |
| Peter | Die Kutsche ist bereit. Alles einstiegen bitte. |
| Anna | Heini – Mariechen – Karlchen Mariechen – setze jetzt Deine Mütze auf und zieh die Handschuhe an und Karlchen- Du zieh jetzt Deinen Pullover an. Es geht los. |
| Erzähler | Oma Elisabeth kommt gerade aus dem Stall |
| Oma | Wenn ihr zurück seid gibt’s auch was feines zu Essen. Betet für mich mit. Und vergesst auch nicht ein Gebet für unseren verstorbene Opa. |
| Heini | Ja, Oma machen wir. Papa darf ich neben Dir sitzen und die Zügel halten? |
| Peter | Ja, darfst Du. |
| Erzähler | Heinrich und Margartha kommen nun auch in die Stube |
| Margarteha | Oma Passt Du auf die beiden Kleinen mit auf? |
| Oma | Ja,ja |
| Erzähler | Peter und Heini sind schon draußen und klettern auf den Wagen. Die anderen kommen dazu Anna hilft Mariechen und Karlchen auf den Wagen Als alle auf dem Wagen sind und auf den Holzkisten Platz genommen haben geht es los. |
| Heini | Hüa Brauner! |
| Erzähler | Anna und die beiden Kinder sitzen dicht zusammen und haben sich in Decken gehüllt. Hinter ihnen sitzen Heinrich und Margaretha. Der Braune setzt sich in Bewegung. Die Holzräder mit den Eisenringen spuren sich in den Schnee So geht es recht angenehm auf den Weg in die Kirche nach Züsch. Die meisten Damfloser jedoch sind zu Fuss unterwegs und haben sich schon eine halbe Stunde früher auf den Weg gemacht. Gastwirt Hannes Düpre und Jakob, einer der Wilderer fahren mit ihren Pferdewagen etwa 300 Meter vorweg. |
| Heini | Schau mal Papa. Da vorne sind auch Hannes und Jakob Wollen wir die einholen? |
| Peter | Ne ne. Lass mal. Wir kommen schon rechtzeitig an. |
| Erzähler | Als es nach Züsch herunter geht haben sie die Fussgänger fast eingeholt. |
| Peter | Heini. So jetzt gib besser mir wieder die Zügel. Den Braunen lassen wir hier oben unter den Bäumen und gehen die letzten Meter zu Fuss runter nach Züsch. |
| Erzähler | Peter lenkt den Wagen auf den kleinen Platz neben der Strasse. Den Braunen bindet er an einen Baum an und gibt ihm das mitgebrachte Heu zu fressen. |
| Peter | So das Stück laufen wir. |
| Erzähler | Nach einer guten viertel Stunde sind alle an der Kirche angekommen. Mehrere kleine Grüppchen stehen noch vor der Eingangstür und unterhalten sich. |
| Heinrich und Peter | Frohe Weihnacht |
| Mann aus einer Gruppe | Frohe Weihnacht ihr Damfloser Alles klar bei Euch? |
| Peter | Ja, alles Bestens. |
| Anna | Komm wir gehen rein. Ich will noch einen guten Platz kriegen. Und außerdem, drinnen ist es nicht ganz so kalt wie hier draußen. |
| Erzähler | Die Grüppchen lösen sich nun allmählich auf und gehen in die Kirche Anna und Margarteha gehen mit den beiden kleinen Kindern nach links wo die Frauen sind und Peter, Heini und Heinrich auf die andere Seite. Die Kirche ist proppen voll. Die letzten kriegen nur noch einen Stehplatz an der Eingngstür. |
Die Messe beginnt. Pfarrer Rath und die Messdiener kommen aus der Sakristei. Der Organist stimmt das erste festliche Lied an .
Nach eineinhalb Stunden ist die Weihnachtsmesse beendet. Der Pfarrer erteilt der Gemeinde den Segen und wünscht allen frohe Weinachten. Die Glocken stimmen noch einmal ihr Läuten an und die Kirchenbesucher verlassen nach und nach die Kirche. | |
| Erzähler | Vor der Kirche bilden sich wieder Grüppchen. Peter und seine Familie gesellen sich zu einer Gruppe aus Damflosern und Züschern. |
| Frau aus der Gruppe | Da hat unser Pastor aber wieder eine schöne Predigt gehalten. |
| Eine andere | Ja, das war so schön feierlich |
| Peter | Ja, schön hat er das gesagt, Das mit dem Stall und der Armut. Das können wir so richtig nachvollziehen. |
| Einer aus der Gruppe | Das stimmt. Deswegen gehen auch immer mehr von hier weg. Der letzte der von hier nach Amerika ist war der Scherer Johann. |
| Einer aus der Gruppe | .. das sind alles die Preussen aus Berlin schuld. |
| Peter | Anna – Heinrich Komm lass uns nach Hause gehen. Unsere Oma wartet bestimmt schon auf uns mit dem Weihnachtsbraten. Machts gut. Und noch eine schönes Weihnachtsfest |
| Erzähler | Sie machen sich zurück auf den Heimweg. Eine gute Stunde später sind sie wieder zu Hause angekommen. Oma Elisabeth hat den grossen Holztisch in der Stube mit dem guten Geschirr gedeckt. Der Braten ist fertig, die Kartoffeln sind gar, das Karottengemüse mit Erbsen köchelt im Topf. |
| Oma | Da seid ihr ja. War es eine schöne Messe? |
| Anna | Der Pastor hat eine schöne Predigt hehalten. Nicht wahr Peter? |
| Pater | Er hat unsere Situation genau getroffen. |
| Heinrich | Mmhh das riecht aber ganz lecker hier. |
| Heini | Oma Ich hab den Braunen ganz allein nach Züsch geführt. |
| Peter | Ja, das war prima. Du hast die Zügel gut in der Hand. |
| Oma | Das Essen ist fertig. |
| Erzähler | Alle setzen sich an den gedeckten Tisch. Oma Elisabeth spricht das Tischgebet.. |
| Peter | Ich wünsche uns auch allen ein frohes Weihnachtsfest. Lasst es uns heute besonders gut gehen. Kinder greift zu |
| Erzähler | An Weihnachten darf es an nichts fehlen. Ein guter Braten, Kartoffeln mit Bratensoße, Gemüße. Für die Kinder selbstgemachte Limonade aus Holundersaft und für die Erwachsenen selbstgemachten Viez. |
| Peter | Denken wir auch an den Johannes und seine Frau, die ihr erstes Weihnachten in Amerika feiern. |
| Oma | Ob es ihm auch heute so gut geht wie uns. |
| Heinrich | Ganz bestimmt. Amerika ist doch das Land der „unbegrenzten Möglichkeiten“ |
| Anna | Ob es dort auch schon Schnee gibt? |
| Peter | Wenn er im Norden von Amerika ist. Ich denke schon. Ich wünsche ihm, dass das Leben dort einfacher ist als hier bei uns und er ein gutes Auskommen hat. |
| Heinrich | Da bin ich mir sicher. Der Johannes, so wie ich ihn kenne, ist bestimmt bald ein reicher Mann. |
| Heini | Wie ist das denn so in Amerika. Womit wird man denn dort so schnell reich. |
| Heinrich | Ich habe gehört dort gibt es Gold. Man braucht es nur aus dem Fluss zu waschen. |
| Margret | Mit soviel Gold könnte ich mir dann ganz schicke Sache zum Anziehen kaufen. |
| Heinich | Und wir würden nicht mit einem alten Pferdewagen in die Kirche fahren sondern mit einer schicken Kutsche. |
| Peter | Genau, und die gebratenen Tauben fliegen einem geradezu ins Maul. Nehmt euch lieber noch ein Stück Braten. Da habt ihr wenigstens was davon. |
| Erzähler | So geht das Gespräch noch eine ganze Weile. Die Stimmung ist fröhlich und vielleicht auch ein bisschen übermütig.
|
| Oma | Jetzt gibt es noch was leckeres zum Nachtisch |
| Margaretha | Nachtisch gibt es auch noch? Das ist ja wie Weihnachten |
| Oma | Es ist Weihnachten. Ich habe für jeden noch einen Bratapfelmit viel Zuckerguss |
| Mariechen | Mmmhh lecker. |
| Anna | Oma Du verwöhnst uns aber heute |
| Peter | Und danach noch ein Schnäpschen |
| Heinrich | Genau |
| Erzähler | Nachdem alle gut und reichlich gegessen hatten ruht man sich noch einwenig aus. Draußen fallen wieder ein paar Schneeflocken. |
669Szenenbeschreibung: Weihnachten 1856.
Weg nach Züsch zur Weihnachtsmesse.
Weihnachten bei den Munos.Szene 5
669NULLSzene 5
670
| Erzähler | Es ist sternenklar an diesem kalten Januarabend des Jahres 1857. Der Winter in diesem Jahr ist besonders streng. Damflos liegt tief eingeschneit und es ist klirrend kalt. Das Thermometer zeigt minus 25 Grad. In der Küchenstube sind Peter und seine Frau Anna. Das kleine Fenster ist mit dicken Eisblumen zugewachsen. Peter legt noch ein paar Holzstücke in den Küchenofen. Anna sitzt am Tisch und notiert etwas auf ein Blatt Papier.
|
| Anna | Sag mal Peter, hat der Schuster Schabbach in Hermeskeil seine Nägel heute bezahlt? Du warst doch heute bei ihm. |
| Peter | Nein. |
| Anna | Das geht aber doch nicht. Du hast ihm die 2000 Nägel doch schon im November geliefert. |
| Peter | Ja, das stimmt. Aber was soll ich machen. Die Zeiten sind auch für ihn schlecht. Wenn er die nächsten paar Schuhe verkauft hat will er bezahlen. Hat er mir versprochen. Ich glaube ihm. Das wird er auch. |
| Anna | Es stehen aber auch noch ein paar andere Zahlungen aus. Wie sieht es denn mit der Schusterei in Trier aus. Hier müsste doch auch wieder ein Auftrag kommen. |
| Peter | Das will ich hoffen. Wir müssen diese Woche noch die Nägel für den Schuster in Thalfang und Nonnweiler machen. Heinrich will morgen noch nach Morbach und bei der Dachdeckerei Krewes nachfragen. Für die haben wir immer viele Nägel gemacht. |
| Anna | Die haben aber auch schon lange nichts mehr bei uns gekauft. Seit dem Frühjahr im letzten Jahr. Solange ist das schon her, dass Du die letzten Nägel dorthin gebracht hast. |
| Peter | Ich mache mir auch schon lange Gedanken darum wie das hier alles weitergehen soll. Das hängt alles irgendwie damit zusammen, dass die Leute kein Geld mehr haben. Es gibt ja auch sonst kaum Arbeit. Die Köhlerei bringt nichts mehr ein seit es den Hammer in Züsch nicht mehr gibt. Und ich höre immer mehr, dass die neuen Drahtstifte vom Rhein uns das Leben schwer machen. Die sind zwar nicht so gut wie unsere Nägel aber billiger. |
| Anna | Was können wir dagegen tun? |
| Peter | Ich weiß nicht. Mehr als Arbeiten können wir nicht. Wir werden schon irgendwie eine Lösung finden. Heini ist ja auch schon dreizehn. Er könnte in diesem Jahr auch in der Schmiede helfen. Dann könnten wir noch mehr Nägel machen. |
| Anna | Und was nützt uns das wenn es immer weniger Leute gibt die unsere Nägel haben wollen? |
| Peter | Wir könnten auch anstatt wie bisher nur Schuh,- Hufeisen und Holznägel auch Polsternägel für die Polsterei in Trier machen. |
| Anna | Meinst Du das geht? |
| Peter | Ich denke schon. Ich werde gleich morgen ein paar Polsternägel als Muster machen. Heinrich und ich müssen demnächst ohnehin nach Trier zur Schusterei Klos. Dann fragen wir auch in der Polsterei und Sattlerei Matthieu nach und stellen unsere Polsternägel vor. |
| Anna | Vielleicht haben wir ja Glück. |
| Erzähler | In diesem Moment kommen Heinrich und Margaretha zur Tür herein. |
| Anna | Habt ihr zwei den Weg nach Hause wiedergefunden. |
| Margaretha | Ja, hat ein bisschen länger gedauert. Du weißt ja wie das ist. Wenn man mal so am reden ist, vergisst man die Zeit. |
| Peter | Was gibt’s denn Neues beim KaupePitt? |
| Heinrich | Stell Dir vor. Der Pitt und die Maria haben vor aus Damflos wegzugehen. |
| Anna | Ach! |
| Peter | Wo will der Pitt denn hin? |
| Heinrich | Er will nach Amerika. |
| Peter | Jetzt komm! Du hast ihm bestimmt einen Floh ins Ohr gesetzt und erzählt dass unser Johannes in Amerika schon Gold gefunden hätte. Gib’s zu. Von selbst kommt doch der Pitt nicht auf so eine Idee. |
| Margaretha | Ja, wir sind irgendwie auf das Thema gekommen. Na ja, und dann haben wir halt so rumgesponnen. |
| Anna | Sollen wir uns noch einen Malzkaffee machen? |
| Margaretha | Danke. Aber wir sind schon echt müde. Wir gehen ins Bett. |
| Anna | Ja gut. Wir gehen dann auch gleich. Nicht wahr Peter? |
| Peter | Ja |
| Erzähler | Heinrich und Margaretha verziehen sich in ihre Kammer. Peter steht auf und schließt die Vortür zur Küchentür damit die Kälte nicht so hereinkommt. |
| Peter | Dann komm Anna, gehen wir auch schlafen. |
| Erzähler | Anna und Peter gehen in ihre Schlafkammer. Gretchen und Karlchen schlafen schon fest in ihrem Bett. Anna trägt die kleinste und legt sie zu sich und Peter ins Bett. |
| Anna | Peter? Machst Du die Kerze aus? Meinst Du das könnte klappen, die Idee mit den Polsternägel? |
| Peter | Wir müssen es einfach versuchen. Gute Nacht. Schlaf gut. |
670Szenenbeschreibung: Peter und Anna unterhalten sich über die wirtschaftliche Situation.
Die Nagelschmiede bringt kaum noch etwas ein.Szene 6
670NULLSzene 6
671
| Erzähler | Peter und Heinrich sind nach Trier unterwegs. Es liegt Schnee. Der Weg über die Höhen des Hochwaldes ist einigermaßen gut befahrbar. Der Wagen ist mit Kisten mit den Produkten ihrer Nagelschmiede, den Nägeln bepackt welche sie heute bei einigen Kunden in Trier ausliefern wollen. Früh sind beide heute morgen losgezogen. Zwei Stunden sind sie bereits unterwegs und sehen schon die Häuser von Osburg auf sie zukommen. |
| Heinrich | Wenn wir weiter so gut vorankommen schaffen wir es noch bis zum Vormittag bis nach Trier. |
| Peter | Das wäre gut. Wir haben heute viel zu erledigen. Zuerst wollen wir zur Schusterei Klos, dann zum Eisenwarenhändler Merges. Dann gehen wir noch bei zwei Schreinereien vorbei. Vielleicht haben wir Glück und können die restlichen Nägel dort noch verkaufen. |
| Heinrich | Ich habe eigentlich nicht vor die Nägel wieder mit nach Hause zu nehmen. Du hast doch auch diese Spezialnägel dabei, die Du letzte Woche gemacht hast. Was willst Du denn damit? |
| Peter | Ja, das sind Nägel für Polsterer und Sattler. Ich will heute Nachmittag auf jeden Fall noch in der Sattlerei Matthieu reinschauen und fragen ob wir einen Auftrag für Polsternägel bekommen. |
| Heinrich | Ah. Dafür sind die also. Solche Nägel haben wir doch bisher noch nie gemacht. |
| Peter | Wir müssen versuchen noch andere Abnehmer zu finden. Schuhnägel und Dachnägel machen bereits so viele Nagelschmiede. Alleine in Hermeskeil gibt es sehr viele Schmieden. Die Konkurrenz wird immer größer. Und dann sieht man auch immer öfter diese verdammten Drahtstifte die vom Rhein kommen. Es wird immer schwieriger. Wir müssen unsere Nägel zu billig verkaufen. Es ist wichtig, dass wir einfach auch noch etwas anderes machen, z.B. Nägel für die Sattler. |
| Heinrch | Das habe ich so noch gar nicht gesehen. |
| Peter | Ich hoffe, dass das heute klappt. |
| Erzähler | Die beiden marschieren mit festem Schritt weiter und erreichen etwa zwei Stunden später die Schusterei Klos. Hier liefern Sie dreitausend Schuhnägel ab. Bis zum Nachmittag besuchen sie weitere Betrieb. Die bestellten Nägel liefern sie aus. Aber nur bei keinem erhalten sie neue Aufträge. |
| ????? | Hier könnte man noch einige Begebenheiten bei den verschiedenen Betrieben einbauen. Entweder Dialoge oder einfach nur erzählen. |
| Peter | Gott sei Dank haben wir unsere Rücksäge wenigstens fast leer. Aber für die nächsten Wochen haben wir kaum fast nichts zu tun.. Bevor wir uns wieder auf den Heimweg machen versuchen wir es jetzt noch in der Polster- und Sattlerei Matthieu. |
| Erzähler | Die beiden sind bei Matthieu angekommen. Ein großes Firmenschild überstreicht fast die ganze Front über der Eingangstür. Peter klopft an die Werkstatttür und betritt die Werkstatt Ein Arbeiter, der gerade in der Nähe steht sieht sie. |
| Arbeiter | Guten Tag. Wer seid ihr? Zu wem wollt ihr? |
| Peter | Guten Tag. Wir sind Nagelschmiede aus dem Hochwald und möchten gerne mit dem Meister sprechen. |
| Arbeiter | Ja, und was wollt ihr von ihm? |
| Peter | Wir möchten unsere neuen Polsternägel vorstellen. Können wir mit Herrn Matthieu sprechen? |
| Arbeiter | Ich weiß nicht. Bleibt mal hier stehen, ich frage mal nach. |
| Erzähler | Der Arbeiter geht zu einem Mann in der Mitte des Raumes. In der Werkstatt sieht man 5 Männer und vier Frauen an verschieden Tischen und Maschinen arbeiten. Der Mann, mit dem der Arbeiter gesprochen hat kommt auf die beiden zu. |
| Matthieu | Matthieu. Was kann ich für Euch tun? |
| Peter | Herr Matthieu. Meine Name ist Peter Muno und das ist mein Bruder Heinrich. Wir sind Nagelschmiede und kommen aus Damflos im Hochwald. Wir möchten Ihnen unsere neuen Polsternägel vorstellen. Sehr gute Qualität. |
| Matthieu | Ich glaube nicht dass ich Ihre Nägel brauche. Wir haben bereits drei sehr gute Lieferanten. |
| Peter | Schauen Sie sich doch unsere Nägel erst einmal an. |
| Matthieu | Na gut, ich kann ja mal einen Blick darauf werfen. Dann zeigen Sie mal her- |
| Erzähler | Peter setzt seinen Rucksack ab und holt das Bündel Nägel heraus. Er geht zu einem Tisch der rechts von ihnen steht und breitet sie auf dem Tisch aus. |
| Peter | Sehen Sie. Erstklassige Ware. |
| Matthieu | Meinen Sie? |
| Erzähler | Er nimmt zwei Nägel in die Hand, lässt sie zwischen Finger und Daumen auf und abwandern und betrachtet sie sehr genau. |
| Matthieu | Mhm. Sieht ganz ordentlich aus. Aber wie gesagt, ich habe bereits meine Lieferanten. |
| Peter | Sie wären aber schon interessiert? |
| Matthieu | Vielleicht. Was würden denn Ihre Nägel im 1000er Pack kosten? |
| Peter | 1000 Stück 1Taler 20 Silbergroschen. |
| Matthieu | (lacht) Auf keinen Fall. Ich zahle Ihnen für1000 Stück höchstens 25 Silbergroschen. |
| Peter | Bei dieser erstklassigen Ware. Gut! 1Taler 10 |
| Matthieu | Zu teuer. Also mein letztes Wort. Ich zahle 28 Silbergroschen für den 1000er Pack, wenn Sie mir bis in zwei Wochen 10.000 Nägel liefern können. |
| Peter | Gut. Der Handel gilt. In zwei Wochen Freitag liefern wir Ihnen die Nägel. Vielen Dank für den Auftrag. |
| Erzähler | Peter und Matthieu besiegeln das Geschäft per Handschlag. Peter und Heinrich verabschieden sich und verlassen die Werkstatt. Wieder draußen auf der Strasse. |
| Heinrich | Das hast Du klasse gemacht, aber Peter bist Du verrückt? Wir kriegen doch bis in zwei Wochen die 10.000 Nägel nicht gemacht? Ich habe damit noch keine Erfahrung. |
| Peter | Dan musst Du dich eben anstrengen. Das müssen wir schaffen. Ich weiß, dass ist sehr knapp, aber das ist vielleicht eine Chance. Seien wir doch froh dass wir wenigstens einen Auftrag mit nach Hause nehmen. |
| Heinrich | Vielleicht hast Du recht. |
| Erzähler | Peter und Heinrich machen sich wieder auf den Heimweg. |
671Sszenenbeschreibung: Peter und Heinrich sind auf "Geschäftsreise" nach Trier.Szene 7
671NULLSzene 7
672Szenenbeschreibung: Anna und Margreth unterhalten sich und spekulieren über eine mögliche Auswanderung nach Amerika.Szene 8
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| Erzähler | Zu Hause in Damflos sind Anna und ihre Schwester Margret in der Küchenstube. Anna Stopft Löcher in der Strumpfhose von Karlchen und Margret schält Kartoffeln. |
| Anna | Ich weiß gar nicht wieso der Junge immer so viele Löcher in die Strumpfhose bringt. |
| Margret | Kartoffel schälen ist auch nicht gerade meine Wunschbeschäftigung. Sag mal, liegt noch der Brief von Johannes in der Kommode? |
| Anna | Ja,ich habe ihn auch schon ein paar mal hervorgeholt und wieder gelesen. Weißt Du, interessieren würde mich das schon, das Amerika. Es soll ja ein großes Land sein. |
| Margret | Und man sagt, es sei das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. |
| Anna | Einige hier aus dem Dorf sind schon nach Amerika. Und das was sie so nach Hause schreiben... |
| Margret | ... so wie der Johannes |
| Anna | ... ja, so wie der Johannes, scheint es wirklich eine Alternative zu sein, nach Amerika zu gehen. |
| Erzähler | In diesem Moment klopft es an die Küchentür, die Tür geht auf und die Nachbarin, die Lissemari steht in der Küchenstube. |
| Lissemari | Wisst ihr schon das Neuste? |
| Anna | Wer ist gestorben? |
| Lissemarie | Nää. Keiner ist gestorben. Dem Jäp, em Karl sein Ältester und et Gretchen von Schusters Annemarie müssen Heiraten gehen. |
| Margret | Was Du nicht sagst. Woher weißt Du das? |
| Lissemarie | Das muss ich gleich mal der Elisabeth erzählen. Wo ist sie denn? |
| Anna | Geh mal in den Stall, die Oma melkt gerade die Kuh. |
| Erzähler | Die Lissemarie öffnet die Stalltür und geht in den Stall. |
| Anna | Also was diese Ratsche wieder zu wissen glaubt. |
| Margret | Und wenn es stimmt, was soll’s die Gret ist ja schon neunzehn und der Jäp ist ja auch ein netter Kerl. |
| Anna | Dieses Kleinkarierte geht mir hier im Dorf schon ein wenig auf den Geist. Wo die Lissemarie damals grad siebzehn war als sie den Sebastian bekam. Manchmal wünschte ich mir einfach von hier wegzugehen. |
| Margret | Was meinst Du? |
| Anna | Ich stelle mir manchmal vor wie es wäre, wenn wir mehr Platz hätten, für uns und für die Kinder , ein größeres Haus ein gutes Auskommen und eine bessere Zukunft. Sieh mal, der Heini kommt im Frühjahr aus der Schule. Er könnte sicherlich unseren Männern in der Schmiede helfen, aber das ist doch nichts für den Jungen. Er müsste etwas vernünftiges Lernen, aber hier hat es ja keine Möglichkeiten. Und den Kleinen wird es später auch nicht besser gehen. |
| Margret | Und da denkst Du an Amerika? |
| Anna | Manchmal schon. |
| Margret | Ich habe mir das auch schon heimlich ausgemalt. Richtig Geld zu verdienen, dass man sich auch mal etwas leisten kann. Und nicht immer nur Kartoffeln. |
| Anna | In Amerika könnten wir vielleicht etwas Neues anfangen. Vielleicht könnten wir dort richtige Landwirtschaft machen oder Peter macht dort wieder eine Schmiede auf. Nägel werden auch dort gebraucht. Oder etwas anderes. Arbeit gibt es dort bestimmt genügend. Die Kinder könnten einen richtigen Beruf lernen und etwas aus ihrem Leben machen. |
| Margret | Das wäre bestimmt eine tolle Sache . Da würden wir auch mitkommen. |
| Anna | Psst. Die Oma und et Lissi kommen aus dem Stall. Die müssen ja nicht mitbekommen worüber wir uns unterhalten. |
| Anna | ... sonst ratscht sie es gleich im ganzen Dorf rum. |
| Oma | Also das hätte ich jetzt wirklich nicht gedacht. Habt ihr schon gehört, das Gretchen kriegt ein Kind vom Jäp und die beiden müssen jetzt heiraten. |
| Lissemarie | Stellt Euch mal vor? So ebbes! Aber ich muss jetzt wieder in meine Küche, die Suppe steht auf dem Herd. |
| Anna | Dann geh mal schnell, nicht dass sie dir noch anbrennt. |
| Lissemarie | Elisabeth... ich gehe dann. Und wenn ich noch mehr erfahre... |
| Oma | ... dann kommst Du gleich rein und erzählst es mir. |
| Lissemarie | Mache ich, also bis später. |
| Anna | Wir sollten dann auch mal etwas auf den Herd stellen. Unsere Männer müssten eigentlich auch bald von Trier zurück sein. In einer halben Stunde wird es ja schon fast wieder dunkel. |
| Margret | Vielleicht haben sie uns ja etwas mitgebracht. |
| Anna | Wenn sie ihre Nägel gut verkauft haben würde mir das schon reichen. |
| Erzähler | Anna legt die Stopfsachen zur Seite und macht sich an die Arbeit das Essen zu richten. |
672NULLSzene 8
673Begleitbrief von Donald Philip Muno zum Buch "The Muno Family"17.2.2011
673As I will be mailing the Muno book tomorrow I thought an accompanied letter should be included. Some of the things I'm going to include I would not ordinarily mention except for the uniqueness of your future efforts and the honor you are bestowing to my early family. Before my wife took it upon herself to research the Muno family I knew very little beyond my grandfather, Dan Muno. He came out from Lincoln, Nebraska where my father was born and spent his life as a baker. The last years were in Oregon City, Oregon where I was born October 9 1944. The Muno Bakery still exists there today and has received magazine cover status as one of the finest bakery's around featuring many old German recepies. While no longer owned by a Muno, others who have spent a lifetime working there continued with its success. My father began as a baker. During World War II he served in the army as a Sargent preparing meals for troops. Later, he returned to the army as a civilian engineer laying out airstrips on the Islands stretching from Alaska to Russia. Upon returning to the states, he created Freeze-bake Frozen Foods and invented successful ways of freezing pies etc. without them turning to liquid upon thawing. This was accomplished by a formula he had designed with a chemist in Seattle, Washington and a seaweed powder from Japan. His business became very successful as he shipped to five western states. However, his doctor told him he would die if he continued. He therefore walked away from a great business success and returned to college. I remember long night hours of study as he had a wife and two children at home during this time. He distinguished himself and became a teacher and counselor with a Doctorate of Education. His academic research lead him into intelligent brain research, further enabling him to help the most difficult people. I remember that medical doctors would send him patients. His research was based on factoring three intelligence areas: deductive, inductive, and spacial relations. Being able to test and then correlate their innate abilities provided patients with a map that would tell them how they learned and what areas they would most likely be very successful. He was dead on every time. Again, ahead of every one else, but in a new career field. It was during this time that I actually took a course he was teaching at the University of Portland. It was my hardest A. I followed my father into education. First, however, I had wanted to pursue art as a career but found little challenge at the University. Spoiled by early success - I had been asked to do a large mural at a university when I was only 16 and in high school. While in college,I turned to literature and English, and began my teaching career in Seaside,Oregon. I was publishing newspapers, yearbooks, coaching golf and serving as the English department chairman. After 6 years, I was hired by the high school where I had graduated to take on a difficult assignment in journalism that had resulted in two prior teachers being let go in advance of their contracts. Awards and success followed, and I became president of the teachers' union of about 400 teachers during a very challenging time for teachers. I left Oregon City after four years to take on a high school principalship near Crater Lake. The school was small, 400 kids. Nearly 30 percent were native American. The school and district were cited with a Federal unequal educational citation and my work was cut out for me. But four years later, Washington D.C. awarded my school with having the top Title IV minority ed program in Oregon. This had usually be awarded to Oregon's largest school district in Portland Oregon. Portland's top school had just grown in size when a new neighboring school was closed combining two top staffs often seeking only one head athletic position. Needless to say,tension was high. When I was brought in to Wilson High School everyone was asking who is this “outside” person? After all, Portland was so large that they never went outside to hire; but there I was taking over both curriculum and budget with over 200 teacher's, many with doctorates, their own police force, another 100 staff, two swimming pools, athletic stadiums, two drama stages, one with a balcony. In the eight years spent at Wilson I was able to transform the school into a modular scheduled curriculum allowing students to spend quality time in major interest areas of study. I introduced computers into many curricular areas. Eight National titles followed: English, Social Studies, Journalism, Math, Business, Computer Programming, and our Nations 1st place in Jazz music for 5 years running. It was a zenith of overwhelming success. In 1989 I was awarded Oregon's Administrator of the Year. This award included all of Oregon's Universities as well as high schools. I knew my father would have been very proud, as my success was largely due to his early training and guidance. It was when I moved to the less advantaged part of Portland that new challenges would be faced. But unexpectedly, I would find a young doctor working with special needs kids and upon first meeting, we found that we shared a unique classical education. We became very close friends and could not have been closer had we been brothers. I published his mother's autobiography as a request from his mother while still alive. The Baroness would never return to Meersburg and George would come out of hiding as Presidents and Senators would now seek his favor.(HRH George Graf und Freiherr von Bothmer zu Shwegerhoff) Following the reuniting of Germany, I assisted in reclaiming Bothmer Palace in Klutz Germany among other things. During Princes Dianne's funeral in Westminster Abbey, it was George who left the Queen's box and placed a wreath on Dianne's casket. George's father left a throne to become the last Ambassador to the Austrian/Hungary Empire - he brokered the ending of World War II. To add some historical perspective, George's earlier ancestor, England's first Prime Minister, was responsible for placing Elizabeth's family on the English throne. It was during associations these past years that I was knighted and received other titles. A strangehappening for an immigrant's great great grandson now living in America. I am now 66 and have 4 adult children and 9 grandchildren. Patricia and I live on the side of Ben Lomand; one of the tallest of the Rocky Mountains in Northern Utah – much like Switzerland. If you saw the 2002 Winter Olympic men's downhill, we live on the other side of that majestic mountain. My daughter is a Registered Nurse and has four children. Her husband Chad was honored by Governor Huntsman (now US Ambassador to China) as a war hero with a bronze star with accommodations. My oldest son Brent is an artist and helped start a new business Inna/vita. His products are marketed to doctors and health practitioners seeking herbal remedies with amino acid form codes. My middle son Nathan is a salesman leading the west coast sales in heating and air conditioning with over a million dollars sales each year. He speaks four languages and has two young sons. Todd, my youngest, is finishing his BA at Weber State University in Media Communications. Stefan, now you know far more than you wanted to know. I've never shared parts of the above outside of family, but I trust it may give an unexpected turn on events not included in the Muno book. Sincerely, Don Muno PS. And just for fun... Patricia's cousin Brig General James B. Thayer's son is Tommy Thayer, lead guitar player for KISS. This past year he completed 100 concerts world wide.
674Szenenbeschreibung: Ein herrlicher Wintertag.
Peter und Heinrich arbeiten an ihrem Auftrag aus Trier.
Es passiert ein Unglück auf dem vereisten Weiher. Heini, der älteste Sohn bricht im Eis ein und stirbt eine Woche später an den Folgen einer Lungenentzündung.Szene 9
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| Erzähler | Es ist Anfang Februar, zwar nicht mehr ganz so klirrend kalt wie im Januar, aber der Winter hat den Hochwald noch immer fest im Griff. Die Felder liegen dick verschneit und der Wald trägt eine weiße Krone. Der Primsbach ist an vielen Stellen zugeeist und der Fischweiher in der Nähe der Mühle ist jetzt der Spielplatz für die Kinder im Dorf. Auf der Eisfläche tummeln sich die kleinen und die großen Kinder und schlittern um die Wette. Vom kleinen Hügel rutschen einige Kinder mit lautem Gejohle auf einem Fetzen alten Rindsleders bis auf die Eisfläche des Fischweihers herunter. Es ist ein herrlicher Wintertag. Zu Hause bei den Munos stehen Peter und Heinrich wie gewöhnlich an ihren Ambossen in der Nagelschmiede. |
| Peter | Schau mal Heinrich. So musst Du das Eisen Schlagen. Dann den Nagelkopf mit kräftigem Schlag, aber trotzdem mit viel Gefühl ausarbeiten. Dann wird ein schöner Sattlernagel daraus. Probiere es mal. |
| Heinrich | Ja, mach ich doch. |
| Peter | Gut. Noch ein bisschen kräftiger auf den Rand hämmern. |
| Heinrich | So? |
| Peter | Perfekt. Klappt doch. Und das machen wir jetzt 10.000 mal. (und lacht) |
| Heinrich | Dann werden wir mal sehen, wer von uns beiden bis heute Abend die meisten Nägel fertig gebracht hat. |
| Erzähler | Das Schlagen des Ambosses hört man bis weit in die Strasse hinaus. Anna steht mit der Nachbarin vor dem Haus. Sie unterhalten sich. |
| Anna | Ist das nicht ein wunderschöner Tag heute? |
| Nachbarin | So ein bisschen Sonne tut gleich richtig gut. Hör mal die Kinder, man hört das Lachen vom Weiher bis hierhin. |
| Anna | So gefällt mir das. Peter und Heinrich haben wieder einen Auftrag. Da sind die beiden gerade dran. |
| Nachbarin | Ja? Das Klingen des Amboss ist nicht zu überhören. |
| Anna | Und wie geht's bei Euch? |
| Nachbarin | Mein Christian und der Juppes sind heute Morgen schon früh mit der Hott nach Tholey und Turkismühle. Hoffentlich haben sie dieses mal etwas mehr Glück und können die Löffel, Klammern und Körbe für gutes Geld verkaufen. Bei dem schönen Wetter wollen wir mal die Hoffnung nicht aufgeben. |
| Erzähler | So stehen die beiden noch eine ganze Weile in der Sonne, als plötzlich das herüberklingende Lachen der Kinder in lautes Kreischen übergeht. Kurz darauf kommen drei Jungs über die schneebedeckten Wiesen gerannt. Völlig außer Atem kommen sie bei den Frauen an. |
| Anna | Was ist denn los, was rennt ihr denn so? |
| Nachbarin | Ist was passiert? |
| Junge 1 | Der Heini .... |
| Anna | Was? sag schon. |
| Junge 1 | Der Heini ist in den Weiher eingebrochen. |
| Junge 2 | Er wollte uns zeigen wie dick das Eis ist. |
| Junge 3 | Er hat mit dem Fuss ein paar mal ganz fest auf das Eis gestampft und... |
| Junge 1 | ... und da ist das Eis gekracht. |
| Anna | Um Gottes Willen. |
| Erzähler | Sie läuft wie panisch in die Schmiede zu Peter. |
| Anna | Peter !!! Komm schnell. Der Heini ist am Weiher ins Eis eingebrochen!! |
| Peter | Das hat jetzt gerade noch gefehlt. Heinrich, schnell spann den Braunen vor den Wagen. Anna hole Du eine Decke, ich hole die Leiter. |
| Erzähler | Alle laufen hektisch um die Sachen zu holen. |
| Peter | Komm Anna wir laufen über die Wiesen. Heinrich, Du kommst mit dem Braunen nach. |
| Erzähler | Anna, Peter und die drei Jungs, welche die Nachricht überbracht hatten, laufen so schnell sie können in Richtung Weiher. Heinrich spannt unterdessen den Braunen an und folgt sogleich. Am Weiher angekommen stehen alle Kinder ganz aufgeregt zusammen. |
| Peter | Geht mal alle weg da. |
| Erzähler | Peter schiebt die Leiter auf das Eis bis hin zu der Einbruchstelle. Heini schlägt noch immer wild um sich. |
| Peter | Heini. Ganz ruhig. Ich komme ja schon. |
| Erzähler | Peter krabbelt über die Leiter bis zu Heini. |
| Peter | Heini. Fass jetzt meine Hand. |
| Erzähler | Heini fasst mit letzter Kraft die Hand seines Vaters. Peter greift ihn mit festem Griff an der Schulter und zieht ihn aus dem Weiher. Heinrich ist inzwischen mit dem Pferdewagen angekommen. |
| Peter | Heini. Sag was. |
| Heini | Es ist so kalt. |
| Peter | Anna. Schnell zieh im die nassen Sachen aus und wickele ihn in die Decke. |
| Erzähler | Anna tut so wie Peter gesagt hat. Die Kinder stehen ganz verdadattert um die Drei herum. |
| Anna | Heini. Ist es jetzt schon beser? |
| Heini | Mir ist so kalt. |
| Anna | So jetzt schnell auf den Wagen und nix wie heim. |
| Heinrich | Kinder und ihr geht jetzt am Besten auch nach Hause. ... und bleibt von dem Weiher weg. |
| Kinder | Nein, nein, da gehen wir nicht mehr drauf. |
| Erzähler | Heinrich knallt mit der Peitsche und der Braune setzt sich in Bewegung. Nach etwa zehn Minuten sind sie zu Hause angekommen. Margret und Elisabeth stehen auf der Haustür. |
| Margret | Was ist passiert? |
| Anna | Margret schnell, leg noch Feuer im Herd nach. Der Heini ist auf dem Weiher ins Eis eingebrochen. |
| Erzähler | Sie bringen den Jungen in die Stube, packen ihn in Warme Decken und legen ihn auf die Bank vor dem Herd. |
| Elisabeth | Junge, wie ist das nur passiert? |
| Anna | Oma, jetzt lass mal. Hauptsache er lebt. |
| Heini | Mir ist immer noch so kalt. (fängt an zu husten) |
| Peter | Das wird schon wieder. Einem richtigen Mann macht doch so etwas nichts aus. |
| Erzähler | Es sieht so aus als wäre alles überstanden. Doch am folgenden Tag geht es Heini schlechter. Er hat sich eine Lungenentzündung geholt. Eine Woche später ist der Junge tod. |
674NULLSzene 9
674NULL
675Szenenbeschreibung: Der Tod des ältestens Sohnes Heini trifft Anna und Peter Muno sehr hart.
Peter und Anna unterhalten sich über die Situation und das Weiterleben unter diesen Umständen.
Beide sind niedergeschlagen und entscheiden für sich und die Kinder ein neues Leben in Amerika zu beginnen.Szene 10
675NULL
675
| Erzähler | Fast zwei Wochen sind nun seit dem Unfall auf dem vereisten Weiher vergangen. Peter und Anna sitzen alleine in der Stube. Barbara, die kleinste liegt in ihrem Körbchen und schläft. |
| Anna | Peter. Ist das Gerecht? |
| Peter | Was meinst Du Anna? |
| Anna | Wir haben so schon wenig. Wir mühen uns Tag für Tag. Und jetzt hat man uns noch unseren ältesten Sohn genommen. Sag mir ist das Gerecht? Haben wir das verdient? |
| Peter | Du hast ja recht. Aber was sollen wir machen. Wir sind eben arme Leute. |
| Anna | Ja, das sind wir. Es ist alles so trostlos hier. |
| Peter | Wir dürfen jetzt aber nicht aufgeben. Wir müssen auch an unsere anderen 5 Kinder denken. |
| Anna | Ja, das tue ich doch ständig. Aber wie soll das alles hier weitergehen? |
| Peter | Wenn ich das wüßte! |
| Anna | Laß uns von hier weggehen. Hier will ich nicht mehr bleiben. |
| Peter | Wo sollen wir denn hin? |
| Anna | Laß uns auch in die Neue Welt ziehen. Schlechter als hier kann es dort auf keinen Fall sein. Hauptsache weg hier. |
| Peter | Aber ... |
| Anna | Aber, was!? Dein Bruder Johannes ist doch auch weg. Und denke mal an alle Deine Cousins. Die sind schon vor zehn Jahren nach Amerika. |
| Peter | Ja, der Johannes hat letztes Jahr einfach seine paar Sachen gepackt und ist mit seiner Lena auf's Geratewohl los. |
| Anna | ... aber er hat es getan! |
| Peter | Wenn ich jetzt auch sagen würde, wir packen unseren Krempel zusammen und gehen? |
| Anna | Ja, dann nehmen wir unsere Kinder und gehen. |
| Peter | Das würdest Du wirklich machen? |
| Anna | Ja Peter. |
| Peter | Und ich hatte immer gedacht, so eine Strapaze könnte ich Dir mit den Kindern nicht zumuten. |
| Anna | Peter lass es uns machen. Wir beide beginnen etwas Neues. |
| Peter | Du hast recht. Nehmen wir all unseren Mut in die Hand und bauen für uns und unsere Kinder in Amerika etwas Neues auf. (und haut mit der Faust auf den Tisch) |
| Erzähler | In diesem Moment wacht die Kleine auf. |
| Anna | Jetzt hast Du sie wach gemacht. |
| Peter | Genau. Endlich sind auch wir aufgewacht. Wir verkaufen den Acker und die beiden Wiesen, nehmen das Geld von unserem letzten Auftrag aus Trier. Dazu unsere paar gesparten Groschen. Dann packen wir zusammen was wir brauchen und verschwinden von hier. |
| Anna | Peter. So kenn' ich Dich. |
| Peter | Wann sagen wir es Heinrich und Margreth? |
| Anna | Ja, das müssen wir machen. Las uns noch eine Nacht darüber schlafen. Dann sagen wir es ihnen. |
| Peter | Das ist eine gute Idee. So machen wir es. Ich gehe dann noch in die Schmiede und mache die restlichen Nägel für Trier fertig. |
| Erzähler | Peter steht auf und geht zur Tür hinaus. Anna nimmt die Kleine in den Arm und wiegt sie hin und her. |
| Anna | Barbara, meine Kleine. Dir soll es mal besser gehen. In Amerika. (...und summt ein Kinderliedchen) |
675NULLSzene 10
676Szenenbeschreibung: Der Familienrat tagt. Peter und Anna verkünden ihre Entscheidung nach Amerika auszuwandern.Szene 11
676
Am Tag danach.
Es ist noch früh am Morgen. Die Sonne ist gerade über dem Wald aufgegangen. Peter und Anna Maria sitzen am Tisch in der Küchennstube. Oma Elisabeth legt noch im Stubenherd etwas Holz nach. Heinrich und Margret kommen gerade aus ihrer Kammer. Die Augen noch einwenig verschlafen und setzen sich zu den anderen an den Tisch.
| Heinrich | Guten Mooorgen. |
| Peter | Guten Morgen ihr Zwei. |
| Margret | Seid ihr schon lange auf? |
| Peter | Wir konnten einfach nicht mehr schlafen. |
| Margert | Ich habe heute Nacht kaum ein Auge zugemacht. |
| Anna Maria | Uns ging es ähnlich. Es ist heute irgendwie anders als sonst. |
| Peter | Anna und ich haben gestern Abend noch lange hier gesessen und über uns nachgedacht. So einiges ist uns da durch den Kopf. Auch nachher als wir schon im Bett lagen habe ich noch lange darüber nachgegrübelt. Wir denken, dass wir eine für uns weitreichende Entscheidung getroffen haben. |
| Anna Maria | Ja, so ist es. |
| Heinrich | Was habt ihr vor? |
| Peter | Wir wollen es Euch beiden und dir Oma heute Morgen sagen. |
| Margret | Das hört sich aber sehr ernst an. |
| Anna Maria | Ja, so kann man es auch sagen. |
| Peter | Also |
| Heinrich | Na dann sag schon. Ich kann mir es schon fast denken. |
| Peter | Nun gut. Anna und ich haben gestern Abend noch lange überlegt. Wir sehen hier für uns und vor allem für unsere Kinder keine wirkliche Zukunft. Es ist uns nicht leicht gefallen, aber wir haben oder besser wir mussten eine Entscheidung treffen die für uns und unsere Kinder das weiter Leben verändern wird. |
| Heinrich | Das klingt aber sehr dramatisch |
| Peter | Ja, das trifft es auch ziemlich genau. Wir haben es uns gründlich überlegt und auch die Nacht nochmal darüber geschlafen. Wir haben uns entschlossen, das hier alles hinter uns zu lassen. Wir werden ein neues Leben beginnen. Wir folgen unseren Cousins und unserem Bruder Johannes. Wir gehen nach Amerika. |
| Margret | Nein. Da muss ich jetzt erstmal schlucken. |
| Heinrich | Sag das nochmal. |
| Peter | Ja, wir packen unseren Krempel hier zusammen und versuchen unser Glück in der Neuen Welt. |
| Elisabeth | Kinder. Habt ihr Euch das wirklich gründlich überlegt? |
| Peter | Ja Mutter. Unser Entschluss steht fest. Unsere verbliebenen Kinder sind noch klein. Mariechen, die Älteste ist erst Neun. Wir wollen ihnen etwas besseres bieten als das was hier in der Zukunft auf sie wartet. Es bleibt uns keine andere Wahl. |
| Margret | Ihr habt ja so recht. Heinrich und ich sprechen ja auch schon lange davon von hier wegzugehen. Etwas besseres als hier finden wir überall. Was würdet ihr sagen wenn wir Euch anschließen. Um ein neues Zu Hause in der Neuen Welt aufzubauen sind acht Hände besser als nur vier. |
| Heinrich | Genau. Wir sollten wie immer zusammenhalten und unsere Zukunft gemeinsam anpacken. |
Alle sitzen noch eine ganze Weile um den Tisch herum. Es herscht eine sonderbare Stimmung im Raum. Für einige Momente ist es ganz still im Raum. Nur das Knistern des Holzfeuers im Küchenherd kann man hören. Es ist eine Mischung aus Ungewissheit vielleicht auch etwas Angst, aber auch Zuversicht und Freude. Man hat es ausgesprochen. Jetzt gibt es kein zurück mehr, nur noch Hoffnung auf eine besser Zukunft. Oma Elisabeth tunkt wortlos ihr Stück Brot in den Malzkaffee. Plötzlich stürmen die beiden ältesten Kinder, Mariechen und Hannes aus der Kammer in die Stube und unterbrechen die Stille.
| Mariechen | Der Hannes hat wieder an meinen Zöpfen gezogen |
| Hannes | Du alte Petze. |
| Anna Maria | Ach Mariechen. Das wird schon nicht so schlimm sein. Setzt Euch mal her. Was wollt ihr denn zum Frühstück. Brot mit Marmelade oder lieber Haferbrei. |
| Hannes | Lieber Brot mit Heidelbeermarmelade. |
| Mariechen | Ich hab’ eigentlich gar keinen Hunger. |
| Anna Maria | Ich mache Dir ein schönes Butterbrot. |
| Mariechen | Ja , gut. |
| Peter | Ist denn heute keine Schule? |
| Mariechen | Nein. Der Herr Lehrer ist heute nach Trier. Er hat gesagt, dass er dort etwas erledigen muss. |
| Peter | Ach so. Kannst Du dich noch erinnern, was Euch der Lehrer von dem Land mit dem Namen Amerika geleehrt hat? |
| Mariechen | Ja. Das ist ein ganz großes Land und ganz weit von hier weg. Um dorthin zu kommen muss man über ein großes Meer segeln. |
| Anna Maria | Würde es Dir und Johannes gefallen dieses Land kennzulernen? |
| Hannes | Klasse! Heute? |
| Mariechen | Ich habe aber mit Anna, Lena und Gret ausgemacht, dass wir heute Seilhüpfen spielen. |
| Peter | Nein nicht heute. Später. In zwei bis drei Monaten. |
| Mariechen | Dann komme ich mit. |
| Heinrich | Deine Tante Margret und ich kommen dann auch mit. |
| Hannes | Fahren wir dann mit einem Schiff? |
| Peter | Ja. Mit einem Segelschiff. |
| Margret | Ich weiß garnicht was wir alles mitnehmen müssen. |
| Peter | Alles der Reihe nach. Nichts überstürzen. Ich gehe diese Woche erstmal zum Amtsbürgermeister nach Hermeskeil um die Papiere für die Ausreise zu beantragen. |
| Heinrich | Da gehe ich mit. |
| Peter | Gut. Dann gehen wir am besten gleich Morgen. |
| Oma Elisabeth | Kinder! Muss das denn alles so schnell gehen? Und seid ihr denn wirklich sicher, dass das eine gute Idee ist nach Amerika zu gehen? |
| Peter | Ja Mutter. Auch wenn es schwer fällt. Wir haben uns entschieden. |
Inzwischen ist die Sonne schon ein gutes Stück über den Wald geklettert und blinzelt durch das kleine Küchenfenster. Der Winter verabschiedet sich all mählich aus dem Hochwald. Hie und da liegen noch ein paar kleine Schneeflecken, aber das Grün zeigt sich schon auf den Wiesen. Eine neue Zeit ist angebrochen und die Hoffnung, dass es eine bessere wird ist den Gesichtern anzusehen. Nur Oma Elisabeth kann sich mit dem Neuen noch nicht recht anfreunden. Ihr ist etwas unwohl bei dem Gedanken, dass das Haus bald leer sein wird und sie ihre Kinder und Enkelkinder nur noch für kurze Zeit bei sich hat. Szene 11 677Szenenbeschreibung: Beantragung der Auswanderungspapiere auf der Amtsstelle in HermeskeilSzene 12
677Peter und Heinrich haben sich gleich am nächsten Tag nach Hermeskeil aufgemacht und befinden sich jetzt im Bürgermeisteramt bei Amtsbürgermeister xxx Peter klopft an die Tür.
| Bürgermeister | Die Tür ist offen! |
Peter öffnet die Tür. Hinter einem großen Schreibtisch sitzt Bürgermeister xxx. Auf der linken seite des Schreibtisches liegt ein Stapel Akten. Auf der rechten Seite eine Pfeife. Xxx hält eine Zeitung aufgeschlagen in der Hand und liest.
| Bürgermeister | Kommt nur herein. |
Er schaut hinter seiner Zeitung hoch und sieht Peter und Heinrich an.
| Bürgermeister | Was kann ich fürt Euch tun? |
| Peter | Guten Morgen Herr xxx.... |
| Bürgermeister | Ah, ihr seid die Munos aus Damflos? Was führt Euch zu mir? |
| Peter | Ja. Ich bin Peter Muno und das ist mein Bruder Heinrich. |
| Bürgermeister | Nehmt Euch die beiden Stühle hier und setzt Euch. |
Xxx legt die Zeitung beseite.
| Bürgermeister | Wenn ich mich richtig erinnere, seid ihr die Nagelschmiede aus Damflos. Wie gehen die Geschäfte? |
| Peter | Es ist schwer geworden. Nägelmachen ernährt kaum noch seinen Mann. |
| Bürgermeister | Das höre ich immer öfter. Hier in Hermeskeil beklagen sich die Schmiede auch. Was kann man machen? |
| Peter | Da haben wir nicht viele Möglichkeiten. Der einzig richtige Weg ist, von hier wegzugehen. Hier bleiben ist schwieriger als sein Glück woanders suchen. |
| Bürgermeister | Das ist schlimm. In der Zeitung habe ich es auch vorhin wieder gelesen, dass viele unserer Landsleute ihr Glück in Amerika versuchen. Auch bei uns in Hermeskeil und vor allem bei Euch in Damflos und Züsch sind schon soviele ausgewandert. |
| Peter | Das ist auch der Grund Herr Bürgermeister warum wir heute hergekommen sind. |
| Bürgermeister | Ihr also auch. Als hätte ich es mir gleich denken können. Ihr seid allerdings nicht die ersten heute. Der Georg Schmitt aus Damflos war heute Morgen auch schon bei mir um seine Ausreisepapiere zu beantragen. |
| Heinrich | Ah der Schorsch auch. Er erzählt ja schon seit dem Herbst letzten Jahres dass er mit seiner Frau und den fünf Kindern weg will. |
| Peter | Wir haben uns auch entschlossen unser Glück in der Neuen Welt zu finden. |
| Bürgermeister | Die Zeiten sind schlecht. Ich kann gut verstehen, daß ihr in Amerika ein neues Leben aufbauen wollt. |
| Peter | Ja, das wollen wir. |
| Bürgermeister | Wann wollt ihr denn das Abenteuer wagen? |
| Peter | So bald wie möglich. Deswegen wollen wir heute unsere Ausreisepapiere beantragen. |
| Bürgermeister | Dann geht am besten gleich in das Zimmer nebenan zu meinem Büroschreiber. Er wird dann die notwendigen Formulare mit Euch vorbereiten. Wenn der Landrat Euer Ausreiseersuchen unterschrieben hat, dauert es noch etwa 3-4 Wochen, bis die Ausreisepapiere fertig sind. |
| Peter | 3-4 Wochen. Das ist gut. |
| Bürgermeister | In Trier gibt es den Agenten Lenz. Wenn ihr wollt geht zu ihm hin. Er kann für Euch alles organisieren. Die Reise zum Hafen nach Antwerpen und die Schiffspassage. Ich gebe Euch hier die Adresse. |
| Peter | Vielen Dank. |
| Bürgermeister | Dann geht mal nebenan zu meinem Büroschreiber. Ich wünsche Euch viel Glück wenn ihr in Amerika seid. |
| Peter und Heinrich | Vielen Dank |
Peter und Heinrich verlassen das Amtszimmer.
| Peter | Das müsste das Zimmer sein. Hier steht. Seeekreetaariaat. |
| Heinrich | Ja, dann gehen wir doch rein. |
Peter klopft an die Tür.
| Schreiber | Ich bin beschäftigt. Draußen bleiben. |
Peter klopft nochmal und öffnet die Tür einen Spalt weit.
| Schreiber | Donnerwetter nochmal. Hab’ ich Euch nicht gesagt. Draußen bleiben. Wenn ihr dran seid rufe ich Euch schon rein. |
Peter schließt die Tür wieder
| Peter | Da war doch gar keiner sonst im Zimmer drin. |
| Heinrich | Wer ist denn dieser Wichtigtuer? |
| Peter | Keine Ahnung. Dann setzen wir uns eben solange hier auf die Bank. |
Nach einer guten halben Stunde geht endlich die Tür auf und ein Kopf lugt aus dem Türspalt und schaut in den Gang.
| Büroschreiber | Wer hat eben geklopft? |
| Peter | Das waren wir. Vor einer halben Stunde. |
| Büroschreiber | Dann reinkommen! |
Der Büroschreiber geht durch das kleine Zimmer zu seinem ebenso kleinen Tischchen, setzt sich auf seinen Holzstuhl und stützt gewichtig die Arme auf.
| Büroschreiber | Was wollt ihr nun? |
| Peter | Wir waren vor über einer halben Stunde beim Herrn Bürgermeister xx. Wir sollen bei ihnen die Ausreisepapiere nach Amerika beantragen. Der Bürgermeister hat uns hergeschickt damit Sie die Formulare für uns fertig machen. |
| Büroschreiber | Mal ganz schön langsam. So schnell geht das hier nicht. Da brauche ich zuerst alle Angaben von Ihnen. Also wer will hier Auswandern? (und greift nach einem Formular aus seinem Schränkchen hinter ihm. |
| Peter | Also.. |
| Büroschreiber | Ja, mal ein bisschen zackig. |
| Heinrich | Ich dachte das geht hier nicht so schnell. |
| Büroschreiber | Nicht frech werden, sonst könnt ihr gleich ... |
| Peter | Entschuldigung. Er hat das nicht so gemeint. Also. Wir sind zwei Familien. Einmal die meines Bruders Heinrich, seine Frau und zwei Kinder Und Meine Familie mit meiner Frau und fünf Kindern. |
| Büroschreiber | Die Namen! Ihr Name, die Ihrer Frau und die der Kinder. Wannn geboren? |
Peter und Heinrich geben nun geduldig alle Namen und Angaben an.
| Büroschreiber | So das hätten wir erstmal. Jetzt jeder auf seinem Formular hier unterschreiben. |
| Peter | Wie lange wird es denn dauern bis die Ausreisegenehmigungen da sind. |
| Büroschreiber | Das geht alles seinen geregelten Gang. Zuerst müssen wir von Amtswegen prüfen ob gegen Sie kein Straffverfahren anhängig ist und dass sie keine Steuerschulden haben. |
| Heinrich | Jetzt hört sich doch alles auf. Wir und Straffverfahren, Steureschulden ... |
| Peter | Pssst Heinrich. Sei mal jetzt still. |
| Büroschreiber | Genau. Und das alles zusammen geht dann zum Landrat. Wenn alles in Ordnung ist wird er die Papiere unterschrieben und ihr könnt dann endlich von hier fort. In ein paar Wochen kriegen sie dann bescheid. Ach ja. Das muss ich hier noch vermerken. Warum wollen Sie nach Amerika? |
| Peter | Wir hoffen, dass wir in der Neuen Welt ein besseres Auskommen finden als hier. |
| Büroschreiber | So. so! Das war’s. Sie können jetzt gehen. |
Peter und Heinrich verlassen das Büro ohne einen Gruß. Als sie draußen auf der Straße sind holen sie erstmal tief Luft.
| Heinrich | Sag mal. Was bildet sich denn dieser Schreiberling eigentlich ein. |
| Peter | Du hast recht. Ich war auch kurz davor ihm ein paar passende Worte zu sagen. Aber es ist besser man hält sich bei diesen Wichtigtuern zurück. |
| Heinrich | Ein Scheißkerl ist das. |
| Peter | Nur gut, dass wir bald diese preußischen Bürokraten nicht mehr benötigen. |
Peter und Heinrich machen sich wieder auf den Heimweg. Unterwegs treffen Sie im Hohlen Weg ihren Schwager Peter Kaup.
| Peter | Guten Morgen Schwager. Auch was zu erledigen in Hermeskeil? |
| Peter K. | Wie ich sehe, habt ihr Eure Erledigungen schon gemacht. |
| Peter | Ja, wir kommen vom Bürgermeisteramt. |
| Peter K. | Ihr habt die Auswanderung beantragt? |
| Heinrich | Ja, stimmt. Woher weißt Du? |
| Peter K. | Eure Frauen haben es heute Morgen der Maria erzählt. |
| Peter | Also die Weibsleut können ja nichts für sich behalten. |
| Peter K. | Und da haben wir kurzerhand beschlossen auch nach Amerika zu gehen. Ich bin jetzt auch auf dem Weg auf’s Amt um die Papiere zu besorgen. |
| Peter | Dann wollen wir Dich nicht länger aufhalten. |
| Heinrich | ... und nimm Dich vor diesem Wichtigtuer von Büroschreiber in acht. Das ist ein ganz komischer Kauz. |
| Peter K. | ... mache ich. Dann bis später. |
Szene 12 678
Szenenbeschreibung:
Verkaufsgespräch zum Verkauf von Wiesen und Ackerland
Szene 13
678Inzwischen sind fast zwei Wochen vergangen. Es ist Nachmittag. Peter sitzt mit dem Gastwirt Johannes Düpre in der Stube. Sie verhandeln über den Kaufpreis der beiden Wiesen.
| Johannes D. | Wie groß sind denn nochmal die Wiesen? |
| Peter | Das weißt Du doch. Dein Acker liegt doch genau gegenüber. Die kleine Wiese zum Bach hin ist etwa anderthalb Morgen und die große Wiese ist fast drei Morgen groß. |
| Joh. D. | Die große Wiese gegenüber von meinem Acker würde ich schon nehmen. Was willst Du denn dafür haben? |
| Peter | Wenn Du beide Wiesen nimmst gebe ich sie Dir für 150 Thaler. |
| Joh. D. | Was soll ich denn mit der Wiese am Bach? Und 150 Thaler ist schon ein bisschen viel. Findest Du nicht auch? |
| Peter | Da ist einerseits gutes Viehfutter und es stehen ein großer Kisrchbaum und 5 gut gewachsene Apfelbäume darauf. Das gibt jedes Jahr ein paar Flaschen guten Kirschschnaps und mindestens drei Fässer Viez. Die Wiese am Bach ist für Dich damit noch fast mehr wert als die Wiese neben Deinem Acker. |
| Joh. D. | Wenn man es so sieht. |
| Peter | Da machst Du auf jeden Fall ein gutes Geschäft. |
| Joh. D. | Das weiß ich aber noch nicht. |
| Peter | Aber wenn Du sie nicht willst, dann kriegt sie der Christian. |
| Joh. D. | Woher hat der denn 150 Thaler |
| Peter | Wo er das Geld her hat ist mir eigentlich egal. Vielleicht hat er die Wildsau und die beiden Rehböcke, die er letztens hinterm Diebeskopf geschossen hat gut nach Trier verkaufen können. |
| Joh. D. | Könnte gut sein. Irgendwann haben sie ihn doch am Schlawittchen. |
| Peter | Also was ist jetzt? Ja oder Nein? |
| Joh. D. | Also gut. Weil Du es bist. 150 für die beiden Wiesen. |
| Peter | Abgemacht. Darauf trinken wir jetzt einen. |
Beide besiegeln den Kauf per Handschlag.
| Peter | Eine gute Idee |
Peter holt eine Flasche und zwei Gläser.
| Joh. D. | Dann Prost. Und auf viel Glück in Eurer baldigen neuen Heimat in Amerika. |
| Peter und Johannes | Prost. |
| Joh.D. | Wann ist es denn soweit? |
| Peter | Wenn es stimmt was der Bürgermeister xxy uns gesagt hat, müssten die Ausreisegenehmigungen in spätestens drei Wochen da sein. Dann haben wir Ende März. Es ist noch viel vorzubereiten. Bei fünf Kindern kann man nicht so einfach ein paar Sachen in ein Bündel packen und losziehen. |
| Joh. D. | Dann ist Eure alte Mutter bald ganz alleine im Haus. |
| Peter | Unsere beiden anderen Brüder. Der Hubert und der Christian werden sich um sie kümmern. |
| Joh. D. | Ich habe gehört, dass der Schmitt Schorsch mit seiner Frau und den Fünf Kindern auch seine Auswanderung beantragt hat. |
| Peter | Ja, das habe ich auch gehört. |
| Joh. D. | Dann wird es aber allmählich ganz schön leer hier bei uns im Dorf. Letztes Jahr Dein Bruder Johannes. Vor drei wochen der Heinrich mit seinen vier Kindern. |
| Peter | Das muss man sich mal vorstellen. Der Heinrich ist schon fast sechzig. Und dann noch nach Amerika. Alle Achtung. |
| Joh. D. | Und jetzt bald auch Du, Heinrich und Dein Schwager. Lass mich mal zusammenzählen. Das sind seit dem letzten halben Jahr gut und gerne 30 Personen. |
| Peter | Wenn man das so überdenkt. Da kommen schon einige zusammen. |
| Joh. D. | Wenn das so weitergeht wohnt in Damflos bald niemand mehr. Alle sind weg um in Amerika reich zu werden. |
| Peter | Wenn es denn so wär. Ich hätte nichts dagegen. |
| Joh. D. | Dann muss ich wohl irgendwann auch mit. Wer kommt denn dann noch in meine Wirtschaft wenn keiner mehr da ist? (und beide lachen) |
Anna Maria kommt in die Stube.
| Anna Maria | Na ihr zwei. Seid ihr einig geworden? |
| Joh. D. | Dein Peter ist ganz schön gerissen. Wenn er in Amerika genau so gut verhandelt, dann habe ich keine Sorge, dass ihr da drüben bald steinreich seid. |
| Peter | Das warten wir mal ab. Wer aber heute das bessere Geschäft gemacht hat lassen wir mal dahingestellt sein. |
| Joh. D. | Ich wünsche Euch auf jeden Fall dass ihr eine gute Entscheidung getroffen habt und glücklich werdet in Eurer baldigen neuen Heimat. |
| Anna Maria | Danke. Das können wir gut gebrauchen. |
| Joh. D. | So. Jetzt muss ich aber wieder los. Nicht dass noch jemand vor der Wirtschaft verdurstet. |
Johannes steht auf und geht zur Tür hinaus.
| Anna Maria | Hat er die Wiesen gekauft? |
| Peter | Ja. Hat er. 35 Thaler sind ein guter Preis. |
Szene 13 679Der März ist fast vorüber. Vor ein paar Tagen sind die Auswanderungspapiere eingetroffen. Anna Maria und Margret sind mit den Vorbereitungen für die große Reise beschäftigt. Sie nähen Hosen, Hemden und Kleider. Oma Elisabeth strickt Strümpfe und hat auch schon drei Polluver für die Kinder fertig. Würste und zwei große Schinken hängen im Räucherkamin. Pökelfleisch ist eingelegt. Auch die Nachbarn helfen wo sie können. Soviele Auswanderer auf einmal gab es seit über hundert Jahren nicht mehr, als viele Familien nach Ungarn ins Banat gezogen sind. Auch der Lehrer hat das Thema Auswanderung nach Amerika als Stoff für seinen Schulunterricht aufgenommen um seinen Schülern etwas über dieses Land beizubringen. Er ist seid einigen Wochen ein vielgefragter Mann bei den Auswandererfamilien. Heute Abend ist er zu den Munos eingeladen. Anna Maria ist gerade noch dabei den Tisch in der Stube herzurichten als schon ihre Schwägerin Maria und ihr Mann Peter die Tür hereinkommen.
| Anna Maria | Ihr kommt gerade richtig. Maria, kannst du mir gerade noch helfen den Tisch decken. Im Schränkchen stehen die Becher für den Viez. Holst Du sie mir eben? |
| Maria | Sicher. Kann ich sonst noch etwas helfen? |
| Anna Maria | Du kannst das Brot noch aufschneiden. Ich hole noch den Griebenschmalz. Den mag doch der Lehrer so gern. |
| Peter K. | Ich suche mir schon mal einen Platz, damit ich Euch nicht in den Füßen stehe. |
| Maria | Mach das. |
| Peter K. | Wo sind denn Peter und Heinrich? |
| Anna Maria | Die beiden sind noch hinterm Haus. |
| Peter K. | Soll ich den beiden noch etwas helfen? |
| Anna Maria | Nein nein. Du kannst ruhig hier sitzen bleiben. Die beiden müssten gleich reinkommen. Oder doch. Stell mir noch den schweren Wäschekorb drüben in die Kammer. Dann ist hier mehr Platz. |
| Maria | Wann wollte denn der Herr Lehrer da sein? |
| Anna Maria | Schau mal auf die Uhr. Er sagte er käme so gegen halb acht. |
| Maria | Es ist jetzt ein paar Minuten nach sieben. |
Plötzlich füllt sich die kleine Küchenstube. Margret kommt mit den Kindern. Oma Elisabeth bringt aus dem Stall frisch gemolkene Milch und stellt den Krug auf den Tisch. Peter und Heinrich sind jetzt auch da. Jeder hat einen großen Krug Viez in der Hand und stellen jeweils einen an jedes Tischende. Jeder sucht sich einen Platz rund um den langen Holztisch. Oma Elisabeth beansprucht wie immer ihren Lehnstuhl am Küchenherd. Die Kinder sitzen wie auf einer Vogelstange auf der einen Bank vor dem Tisch. Peter setzt sich wie immer an seinen Platz am Kopfende. Nur das andere Kopfende bleibt noch frei, der Stuhl ist für den Lehrer reserviert. Alle anderen suchen sich einen Platz am übrigen Teil des Tisches. Die Stube ist proppenvoll und alle sind gespannt darauf, was der Lehrer ihnen über Amerika erzählen kann. Endlich klopft es an die Tür. Peter öffnet und bittet den Lehrer herein.
| Peter | Herr Lehrer. Kommen Sie doch herein. Es sind schon alle da. Den Platz hier am Tisch haben wir für Sie freigehalten. |
| Lehrer | Das ist sehr freundlich. Guten Abend zusammen. |
| Anna Maria | Herr Lehrer nehmen sie hier Platz. Darf ich Ihnen einen Becher selbstgemachten Viez anbieten? |
| Lehrer | Vielen Dank Anna Maria. Gerne. Und vielen Dank für die Einladung. |
Peter und Heinrich füllen die übrigen Becher mit Viez. Margret schenkt den Kleinen frische Milch ein.
| Peter | Wir haben zu Danken Herr Lehrer, dass Sie sich die Zeit genommen haben heute zu uns zu kommen. Wir sind alle schon sehr gespannt auf das, was Sie uns über Amerika erzählen können. Aber nehmen wir doch erstmal einen kräftigen Schluck. |
| Lehrer | Gerne. Lassen Sie mich mit Ihnen auf die Neue Welt und Euere baldige Heimat in Amerika trinken. (und hebt seinen Becher) |
| Peter | Es wird das größte Abenteuer unseres Lebens werden. |
| Lehrer | Ich werde versuchen Ihre Fragen so gut wie ich es kann zu beantworten. Aber ihr müsst wissen, dass alles was ich weiß, ich in Büchern und Zeitungen gelesen habe. Ich selbst war noch nie in Amerika und kann Ihnen somit nichts berichten was ich dort selbst erfahren hätte. Jedoch viele Eurer Verwandten und auch Euer Johannes, der erst letztes Jahr dorthin ausgewandert ist haben bestimmt Briefe geschrieben und berichtet wie es ihnen ergangen ist. |
| Margret | Ja, das stimmt Herr Lehrer. Wir wissen aus ihren Briefen, dass sie in Minnesota sind, dass es ihnen gut geht. Sie sind Ackerer geworden und bewirtschaften fruchtbares Land. Auf jedenfall ertragreicher als die Hungerfluren hier bei uns in Damflos. Oder sie haben eine gute Arbeit gefunden. |
| Heinrich | Das ist richtig. Aber wir würden gerne mehr über dieses Land erfahren. |
| Peter K. | Damit wir uns ein noch besseres Bild machen können was uns dort erwartet. |
| Lehrer | Das mit dem fruchtbaren Land, besonders in Minnesota scheint wahr zu sein. So steht es zumindest in den Büchern, die ich gelesen habe. In einem Buch steht sogar, dass die Vereinigten Staaten das Paradies für Landwirte sei und der Stand des Landmannes einer der Ehrenhaftesten in der ganzen Union sei. Hier steht auch, dass der Boden ohne Düngen und schwere Arbeit reichliche Ernten hervorbringt. |
| Peter | Dann macht es Sinn, wenn man in Amerika die Landwirtschaft betreibt anstatt wie hier man sich krumm und buckelig schindet um für einen Hungerlohn den ganzen Tag in der Nagelschmiede steht. |
| Lehrer | Das mag durchaus vernünftig sein. Aber auch tüchtige Handwerker sind in Amerika gefragt. |
| Heinrich | Wo genau liegt dieses Minnesota? Und was sind die Vereinigten Staaten? |
| Lehrer | Also Minnesota ist einer der 33 Bundesstaaten der Vereinigten Staaten von Amerika. ES liegt im Norden an den beiden großen Seen. Dem Michigan See und dem Erie-See. Minnesota ist teilweise eben mit kleinen Anhöhen und Hügeln oh und der Boden soll, wie wir schon gehört haben, vortrefflich sein. Das Klima ist gemäßigt und nur in den Flusstälern ist es im Sommer drückend und ungesund. Der bedeutendste Fluß ist der Ohio, von dem das Land auch seinen Namen hat. |
| Peter K. | Was kann man in dem Land anbauen? |
| Lehrer | Zumeist baut man Weizen, Mais, Roggen, Gerste, Hafer und Flachs an. Auch Obst gedeiht vortrefflich und es soll sogar möglich sein, dass man dort Wein anbauen kann. |
| Anna Maria | Das hört sich ja an, als würden wir in ein Schlaraffenland kommen. |
| Heinrich | Warum sind wir nicht schon eher von hier fort. |
| Lehrer | Ihr dürft Euch das aber nicht zu leicht vorstellen. Auch wenn Amerika ein riesiges Land ist. Dort wo es besonders gut ist, wollen auch viele hin. Das Land ist sehr begehrt und wenn man als Einwanderer etwas Geld mitbringt kann man Land erwerben und sich dort niederlassen. |
| Peter | Steht in den Büchern drin wie teuer das Land ist. |
| Lehrer | In der Nähe der großen Städte ist das Land wesentlich teurer als im Innern des Landes. |
| Peter | Wieviel? |
| Lehrer | Für das Acre zahlt man 2 bis 6 Dollar. |
| Peter | Was ist ein Acre und was ist ein Dollar? |
| Lehrer | Ein Acre ist ungefähr ein Hektar. Ein Dollar ist etwa soviel Wert wie 13 Silbergroschen. |
| Peter | Das hört sich garnicht übel an. |
| Margret | Spricht man in Amerika auch unsere Sprache? |
| Lehrer | Wenn Ihr auch nach Minnesota geht, so wie Eure Verwandten und Euer Johannes, dann werdet ihr noch viele andere deutsche Auswanderer dort treffen. Die eigentliche Sprache in Amerika ist jedoch Englisch. |
| Peter | Darüber mache ich mir überhaupt keine Gedanken. |
| Lehrer | Die Deutschen genießen in dort einen sehr guten Ruf. |
| Maria | Ich bin jetzt noch mehr davon überzeugt, dass unser Entschluss richtig war. |
| Anna Maria | Da bin ich mir ganz sicher. Herr Lehrer. Greifen sie doch zu. Nehmen Sie doch noch ein Stück Brot und von dem guten Griebenschmalz. |
| Lehrer | Vielen Dank. Gerne. Der Schmalz ist wirklich ausgezeichnet. |
So vergeht der Abend wie im Flug. Bald schon sind drei Stunden vergangen und der Lehrer beantwortet noch immer bereitwillig alle Fragen. Ob es noch andere Staaten gibt, wieviele Meilen es von der Ostküste bis zur Westküste sind? Ob man in Amerika auch Steuern zahlen muss... und und und Die Kinder sind schon lange in ihren Betten als der Lehrer die versammelten Auswanderer wieder verläßt. Mit viel Zuversicht werden die drei Familien die nächsten Tage bis zu ihrer Abreise in die Neue Welt in Angriff nehmen. Szene 14